Archiv für die Kategorie 'Kunst'

Letzter Aufruf: XXe. Festival AMIFRAN du 27.10 au 2.11.2012 à Arad en Roumanie

Dienstag, 25. September 2012

En Roumanie, on regrette vivement et avec raison qu’aucune troupe allemande participera au XXe. festival AMIFRAN du 27.10 au 2.11.2012 à Arad en Roumanie.

Des troupes de théâtre de

1 Pecs, Hongrie
2) Lycée Scientifique “ Galileo Galilei “ Catania, Italie
3) Lycée “ Xelmirez I “ Saint- Jacques- de- Compostelle, Espagne
4) Club Français de Moscou, Russie
5) Lycée Classique Européen de Catania, Italie
6) Lycée Français de Vienne, Autriche
7) Université de Smolensk, Russie
8) Lycée Elaios de Zaragoza, Espagne
9) Ecole Saint-Louis, Montréal, Québec, Canada
10) Ecole-des- Enfants- de- la- Terre, Waterville, Québec, Canada
11) Heilig Hart & College, Halle, Belgique

participent à ce Festival. Et les Allemands?

En absence d’une troupe allemande, les organisateurs se demandent si une petite délégation, professeurs et élèves, ne serait pas interessée à venir participer à leur festival (27 oct-2 nov) en qualité de „spectateurs actifs“ c’est à dire partager avec l’expérience du festival, participer à toutes les activités sans présenter un spectacle. Ce serait une excellente opportunité de découvrir et „d’attraper le virus du théatre en français“. Les organisateurs savent que cette info paase un peu tard sur le blog, or, “ qui ne tente rien n’a rien“. Il y des courses regulières Stuttgart-Timisoara et Timisoara est à 50 km d’Arad.

> Inscriptions au XX e festival.

> Le Festival – Les éditions – 1994-2011

> Asspociation Roumaine pour la Défense et l’illustration de la langue française

Gegen die Spezialisierung – ein Lob auf die Intellektuellen

Sonntag, 9. September 2012

Gerade kommt hier der Blog von Hans Ulrich Gumbrecht, Literaturprofessor in Standford, > Digital/Pausen auf den Bildschirm. Am 7. September 2012 dort wurde ein neuer Beitrag > Wie sich die Intellektuellen überlebt haben angezeigt. Man darf die Frage stellen: Wieso soll es mit den Intellektuellen zu Ende sein? Das hat schon François Lyotard mit seinem Tombeau des intellectuels et autres papiers, Paris 1984, so erfolglos zu behaupten versucht.

Der Beitrag von Gumbrecht beginnt mit einer Behauptung: „Kein Politiker im einundzwanzigsten Jahrhundert verlässt sich mehr auf die Meinungen und den Rat von Intellektuellen, nicht einmal im Südamerika der Charismatiker wie Chávez und Lula, wo sich länger als in Europa ein oft mit dem Gesicht von Ché Guevara assoziierter spät-romantischer Glaube an ihre überlegene Urteilskraft erhalten hatte.“ Vielleicht ist da ein bisschen was dran, bedenkt man, dass viele unserer Politik keine Intellektuellen sind. Gumbrechts 2. Satz:“Selbst als das Kanzleramt in Berlin einen „Ethikrat“ einberief, von dem seit seiner Gründung so wenig die Rede war, dass man heute gar nicht mehr weiß, ob er noch existiert, wurden seine Mitglieder als Spezialisten für Fragen der Moral ausgewählt – und nicht aufgrund eines früher grundsätzlich als provokant begrüßten Rufs als Intellektuelle.“ Gumbrechts Schlussfolgerung im ersten Absatz: „Wir erleben eine Gegenwart von Spezialisten, die unsere Welt in ihren je verschiedenen Dimensionen so gut es geht am Laufen und Leben halten,(…) selbst charismatische Politiker, Politiker, die nicht beständig von Spezialisten beraten werden wollen, trauen eher ihren eigenen Intuitionen als denen der Intellektuellen.“ Wie gesagt, im heutigen Politikbetrieb mögen Intellektuelle nicht mitmachen. Diese Erkenntnis ist aber kein Grund, von einem Verschwinden der Intellektuellen zu reden, oder ihren Untergang herbeizureden. Intellektuelle sind unabhängig, sie lassen sich nicht immer, wie man das so immer so gerne möchte klassifizieren, vereinnahmen und für die Zwecke anderer einsetzen. Kommissionen heißen im politischen Umfeld immer gleich Expertenkomissionen, damit werden sie auf ihr Spezialistentum und nicht auf ihre Unabhängigkeit festgelegt. Sie haben die von der Politik erwarteten Ergebnisse zu liefern, so wie der Bundestag heute meistens die in den Fraktionen ausgehandelten Ergebnisse abzunicken hat.

Lesen wir bei Gumbrecht weiter. „Doch woher kam ihre heute so vergilbte Aura?“ (der Intellektuellen, w.) Er erwähnt den Begriffswandel vom „philosophe,“ „so hieß es im einschlägigen Artikel der „Encyclopédie“ von Diderot und d’Alembert, sei jemand, der ungelöste Fragen und Probleme der Gesellschaft aufgreift“ zum „intellectuel“ der Prägung Zolas: „J’accuse“ (1898). Dann nennt Gumbrecht eine „dritte, aus der Retrospektive des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts identifizierbare Schwelle in dieser Geschichte“. „Sartre entschied sich für eine Festlegung auf die Positionen des damals noch von der Sowjetunion in problematischer Einheit zusammengehaltenen Kommunismus, während Camus seit etwa 1950 explizit von genau dieser Möglichkeit Abstand nahm, weil er die Zumutung des Sozialismus und Kommunismus für unannehmbar hielt…“

„Sartre entschied sich für eine Festlegung auf die Positionen des damals noch von der Sowjetunion in problematischer Einheit zusammengehaltenen Kommunismus, während Camus seit etwa 1950 explizit von genau dieser Möglichkeit Abstand nahm, weil er die Zumutung des Sozialismus und Kommunismus für unannehmbar hielt, eine jeweilige Gegenwart individuellen Lebens bestimmten abstrakten Kollektiv-Zielen (der Herbeiführung einer „klassenlosen Gesellschaft“ zum Beispiel) unterzuordnen, deren Realisierungschancen er für prekär und jedenfalls allzu langfristig ansah,“ schreibt Gumbrecht und wiederholt vorgefasste Ideen in Bezug auf das Werk von Sartre, die den Niedergang oder das Verschwinden des Intellektuellen suggerieren sollen. Ohne Zweifel wollte der Autor von L’être et le néant. Essai d’ontologie phénoménologique (1943), sein Werk über die Freiheit, von 1951-1956 ein Wegbegleiter der PCF sein, die sich seiner Einflussnahme aus leicht verständlichen Gründen stets beharrlich verweigerte. Würde Gumbrecht Sartres Kritik am Marxismus zitieren, würde man die Überlegenheit des Intellektuellen leicht erkennbar. Vgl. H. Wittmann, Sartre und die Kunst. Die Porträtstudien von Tintoretto bis Flaubert, Verlag Gunter Narr: Tübingen 1996, S. 72-88: Die Kritik am Marxismus.

Zwei Sätze aus Sartres Fragen der Methode, neu hrsg. v. A. Elkaïm-Sartre, übersetzt v. V. v. Wroblewsky, Reinbek bei Hamburg 1986. op. cit., S. 35: „Der Marxismus besitzt theoretische Grundlagen, er umfasst alle menschliche Aktivität, aber er ist kein Wissen mehr, seine Begriffe sind Diktate; sein Ziel ist nicht mehr, Erkenntnisse zu erlangen, sondern sich a priori als absolutes Wissen zu konstituieren. Angesichts dieser doppelten Unwissenheit hat der Existentialismus wiedererstehen und sich behaupten können, weil er die Wirklichkeit des Menschen wieder zur Geltung brachte, wie Kierkegaard gegen Hegel.“ Fragen der Methode erschien ursprünglich in einer polnischen Zeitschrift 1960, in einer Übersetzung in der Taschenbuchreihe bei Rowohlt unter dem Titel Marxismus und Existentialismus (übers. v. H. Schmitt, Hamburg 1964) , und als zusätzliches Vorwort zu der Critique de la raison dialectique (1960), aber nicht in deren deutschen Übersetzung. Fragen der Methode ist eine fundamentale Anklage des Kommunismus stalinistischer oder sowjetischer Prägung. Der Versuch, Sartre in die Nähe des Marxismus zu stellen, sein Scheitern anzuzeigen und damit auch zugleich die Figur des Intellektuellen als obsolet erscheinen zu lassen, funktioniert so nicht.

Wenn man hingegen seine Vorträge aus Japan Plädoyer für die Intellektuellen<. Interviews, Artikel und Reden 1950 - 1973, Übersetzt von H. v. Born-Pilsach, E. Groepler, T. König, I. Reblitz, V. v. Wroblewsky, in: ders., Gesammelte Werke in Einzelausgaben (Hrsg. V. v. Wroblewsky), Politische Schriften, Bd. 6, Reinbek bei Hamburg 1995), wieder liest, würde man schnell merken, dass das mit dem Verschwinden des Intellektuellen auch gar nicht so einfach ist: „Ohne grundsätzliche Positionen aufzugeben, hat Sartre in seinem Werk besonders nach 1970 durch sein politisches Engagement die Entwicklung des klassischen Intellektuellen zu einem Intellektuellen neuen Typs zeigen wollen. In den drei Vorträgen, die er 1965 in Kyoto und Tokio gehalten und unter dem Titel Plaidoyer pour les intellectuels veröffentlicht hat, entwickelt er seine Theorie des Intellektuellen, der sich dadurch auszeichnet, dass er seinen engen Fachbereich überschreiten könne. Seine Kritiker in Japan und Europa richten den gleichen Vorwurf an ihn: „[…] der Intellektuelle ist jemand, der sich um Dinge kümmert, die ihn nichts angehen. […]“. (Sartre, Plädoyer für die Intellektuellen, loc cit., S. 91) Wissenschaftler, die eine Atombombe bauen, sind für Sartre keine Intellektuellen. Sie werden es erst, wenn sie z. B. gemeinsam ein Manifest unterschreiben, um ihre Mitmenschen vor dem Gebrauch der Bombe zu warnen. Mit der Beurteilung ihrer Zerstörungskraft überschreiten sie die ihnen gesetzten Grenzen ihrer Fachkompetenz. … Das Wertesystem, auf das sie sich berufen, hat das menschliche Leben als oberste Norm.“ (W., Sartre und die Kunst, op. cit., S. 166)

Mit 1968 folgte für Gumbrecht „die Einsicht (…) dass Intellektuelle mit parteipolitischen Festlegungen die für ihre Rolle wesentliche Möglichkeit verloren, von außerhalb der politischen Institutionen (und größere Komplexität der Meinungen schaffend) in ihren Gesellschaften zu intervenieren.“ Und Gumbrecht versteht die „Camus-Renaissance“ der letzten Jahre als eine Bestätigung, dass Intellektuelle verschwinden (?).“ All das schien und scheint weiterhin plausibel — und doch lässt sich nicht übersehen, dass der Einfluss“, ja die bloße Sichtbarkeit der verbleibenden Rand-Intellektuellen in den vergangenen Jahren weiter geschwunden ist und sich inzwischen wohl tatsächlich einem potentiellen Nullpunkt nähert.“ Gumbrechts Versuch Camus gegenüber Sartre – zu dessen Nachteil – in ein positives Licht zu stellen, erinnert an Michel Onfray, L’ordre libertaire. La vie philosophique d’Albert Camus, Paris: Flammarion, 2012: > Rezension: Albert Camus, ein Philosoph?

Nun kommt aber der Satz, der in Gumbrechts Blogbeitrag den meisten Widerspruch herausfordert: „Vielleicht liegt der Grund für das geräuschlose Verschwinden der Intellektuellen darin, dass jene innergesellschaftliche Komplexität, die allein sie herstellen können (und bisher auch herstellen sollten), nicht mehr gebraucht wird. (…) In solcher Ausdifferenzierung, deren Eigenkomplexität gegen unendlich geht, ist die traditionell Komplexitätsstiftende Funktion der Intellektuellen überflüssig geworden.“

Die Unabhängigkeit der Intellektuellen, ihre Ablehnung, sich klassifizieren, einordnen zu lassen, ihre bedingungslose Freiheit, ihre Befugnis, sich überall einzumischen, stört besonders den Berliner Politikbetrieb. Die Resignation einiger oder vieler, sich das nicht anzutun, hat nichts mit dem Verschwinden der Intellektuellen zu tun. Das Gerede von ihrem Untergang ist ein Angriff auf ihre/unsere Freiheit und ihre/unsere Unabhängigkeit.

L’exposition Albert Camus en 2013

Sonntag, 2. September 2012

french german 

Das Festival von Avignon.
Treffpunkt des internationalen Theaters

Dienstag, 10. Juli 2012

french german 

In Rumänien:
Festival AMIFRAN, Festival International de Théâtre Lycéen Francophone

Dienstag, 12. Juni 2012

Führt Ihr in Eurer Schule Theaterstücke auf französisch auf? Dann solltet Ihr mal auf Tournee gehen:

Das 20. Festival AMIFRAN, Festival International de Théâtre Lycéen Francophone, findet vom 27. Oktober bis zum 2. November 2012 in Arad, Rumänien statt. Gesucht werden noch Theatergruppen mit Schülern aus Deutschland, die Stücke auf Französisch aufführen. Für Deutschland ist die Anmeldefrist auf den 1. August 2012 verlängert worden. Details zum Festival finden Sie im Anhang und im Internet unter www.amifran.ro.

Nous avons le plaisir de vous informer que la XX-e édition du Festival AMIFRAN, Festival International de Théâtre Lycéen Francophone, aura lieu du samedi 27 octobre au vendredi 2 novembre 2012 à Arad dans la grande salle du Théâtre « Ioan Slavici » d’Arad. Vous y êtes chaleureusement conviés. L’arrivée des troupes est prévue pour le samedi 27 octobre avant 17 heures et le départ , pour le vendredi 2 novembre.

Nous tenons à vous rappeler certains principes que chaque groupe est invité à observer:
• âge des participants: 14-19 ans, élèves pratiquant le théâtre en français, en milieu scolaire;
• chaque groupe comprendra maximum 15 élèves plus un/deux accompagnateur(s) adulte(s);
• chaque troupe présentera un spectacle de théâtre en langue française (pièce du répertoire, adaptation, texte original, création, etc.) d’une durée maximum de 35 minutes;
• deux matinées seront réservées aux ateliers de formation théâtrale animés par des acteurs et metteurs en scène professionnels; élèves et accompagnateurs y sont attendus;
• en guise de clôture du festival nous reprendrons le CONCOURS-SPECTACLE DE LANGUE, CULTURE et CIVILISATION FRANÇAISE où chaque pays/atelier théâtre sera représenté par un/une élève; le thème du concours 2012 est dédié à Alfred de Musset ( 155 ans depuis sa mort) et à sa pièce « On ne badine pas avec l’amour »;
• Amifran poursuit son concours de photographies Au-delà du rideau où chaque troupe/établissement/ville est invité(e) à s’inscrire avec maximum trois photos en couleurs ou noir et blanc, photos d’auteur ou d’un collectif d’auteurs, ayant les dimensions de 20/30 cm; les meilleures photos seront primées par un jury professionnel;
• l’hébergement ( six nuitées en internat scolaire/hôtel) et les repas ( six pensions complètes cantine/restaurant) des participants, à partir du samedi 27 octobre (le dîner) au vendredi 2 novembre (le petit déjeuner) sont à la charge des organisateurs;
• une participation financière de 130 euros par personne est à prévoir;
• le voyage aller-retour est à la charge des groupes;
• date limite d’inscription au festival pour des groupes allemands: le 1er août 2012 ( dernier délai).
Si vous trouvez notre projet intéressant, veuillez remplir, signer et renvoyer la fiche d’inscription que vous trouverez sur notre site : > www.amifran.ro à partir du 15 février.
Au plaisir de se rencontrer à Arad à notre fête du théâtre, de la jeunesse et de la langue française, nous vous prions, Monsieur/Madame, de croire à nos sentiments les plus sincères.

Le Président de l’AMIFRAN,
Florin DIDILESCU

Die Anmeldung nimmt Herr Florin Didilescu amifran@amifran.ro entgegen.

Albert Camus: Die Gerechten / (+Lösch:) Occupy

Sonntag, 20. Mai 2012

2013 jährt sich der Geburtstag Albert Camus‘ (1913-1960) zum hundersten Mal.

Das Premierenpublikum versammelte sich gespannt am Samstagabend, 19. Mai, im Stuttgarter Schauspielhaus auf der provisorischen Bestuhlung. Albert Camus‘, Die Gerechten in der Inszenierung von Volker Lösch unter dem Titel Die Gerechten /Occupy stand auf dem Spielplan.

Eigentlich wolle Camus 1949 auf der Bühne die Geschichte einer Gruppe von Revolutionären erzählen, die Die Ermordung des Großherzogs planen. Der erste Versuch scheitert, weil Kinder im Wagen waren. Der zweite Versuch gelingt. Und im Gefängnis, im 4. und 5. Akt rechtfertigt Kaliayev seine Tat auch vor der Großherzogin, die ihn in seine Zelle besucht.

Die Kurzfassung der Premierenaufführung: Kein Bühnenbild, die Schauspieler – Lisa Bitter, Marco Albrecht, Jan Jaroszek, Matthias Kelle, Markus Lerch – kommen zusammen mit den Zuschauern in den vollen Saal, kein Vorhang, Licht aus, Scheinwerfer an, mit einem furiosen Start, legen sie ihre Pläne und Beweggründe, warum sie den Großherzog ermorden wollen, unter der Überschrift „endlich handeln“ offen. Für Kaliayev ist die Revolution, wie es bei Camus heißt, die Chance, die dem Leben gegeben werden muss.

Nach dem ersten Akt geht das Licht an, die Schauspieler verteilen sich am Rand der Sitzreihen, und einer von ihnen erklärt den Zuschauern die > Handzeichen der Occupy-Bewegung, damit sogleich eine Diskussion mit Konsensfindung begonnen oder zunächst eine Sammlung von Statements gesammelt werden kann. Die > Fragen, die jetzt gestellt werden, waren dem Publikum vorher bekannt. Sie stehen auf fragebogen, die die > Website des Schauspielhauses zu diesem Stück Herunterladen anbietet. Kopien lagen im Eingangbereich aus. Das Publikum war erschreckend schnell eingeübt: „1. 1% der Menschen verfügt weltweit über einen Großteil der Finanzmittel und damit über politischen Einfluss, 99% der Menschen sind davon ausgeschlossen. Ich gehöre zu den 99% (oder zu den 1%), weil: …“ Es gibt Kommunikationstechniken, mit denen wie mit Mikrophonen die Verständlichkeit der Publikumsbeiträge im ganzen Saal gesichert werden. Ein Drittel des Publikums machte bereitwillig mit, ein ganz kleines % verließ in der folgenden halben Stunde den Zuschauerraum. Nach einer ersten Fragerunde – fast ein Politseminar als Werbeeinblendung – ging Camus‘ Stück weiter, wieder vor der Blechwand auf der Bühne, diesmal unter der Überschrift „was getan werden muss“. Dann wieder ein Block Diskussion mit dem Publikum, diesem ging es um die Waffenexporte baden-württembergischer Firmen in die Welt, was dann doch zur Bitte einer Zuschauerin führte, man möge doch lieber mit dem Stück jetzt fortfahren. Worauf einer der Schauspieler erklärte, hier werde insgesamt eine Interpretation des Stücks von Camus vorgetragen, und er die Zuschauer vertröstete, der Zusammenhang werde gleich noch erkennbar.

Die Gretchenfrage lautet, wer wurde hier vereinnahmt? Das Publikum, das mit einer Diskussion überrascht wurde, in der möglichst ein Konsens mittels einer bestimmten Gesprächstechnik herbeigeführt werden sollte, das mehr oder weniger wider Willen hineingezogen wurde? Oder war es Camus selber, der mit dieser Interpretation zu einem Unterstützer der Occupy-Bewegung gemacht werden sollte? > David Graeber wird im Programmheft vorgestellt und zitiert. Für unsere Überlegungen brauchen wir noch mehr Anhaltspunkte. Akt 4 und 5 fehlten in der Inszenierung, die mit der Ermordung des Großherzogs endet. Das Stück ist als auf die Vorbereitung und die Ausführung des Attentats reduziert. Camus‘ Stück wird folglich auf die revolutionäre Aktion reduziert, auch wenn auf der Stuttgarter Bühne der verhinderte Tod der beiden Kinder wie in der Textvorlage unter moralischen Aspekten diskutiert wird. Im Programmheft wird Camus‘ Mensch in der Revolte (1951) zitiert. Camus ruft aber zu keine konkreten politischen Aktionen auf. Wohlwollend kann man sagen, Lösch versucht, sich und die Zuschauer am Werk Camus‘ zu inspirieren und schlägt ihnen ein Weiterdenken vor. Dennoch:

L’homme révolté untersucht die Möglichkeiten, Aufgaben und Pflichten des Schriftstellers, Intellektuellen und Künstlers angesichts einer Politik, die sich von jeder Moral entfernt hat. Die Distanz zwischen Moral und Politik ist nicht das Ergebnis dieses Essays; es geht vielmehr um die Frage, inwieweit Moral Macht beeinflussen kann, und wie der Verlust von Werten verhindert und damit ein Scheitern der Revolte abgewehrt werden kann. (…) Der enge Zusammenhang von Revolte, Moral und Ästhetik ist in L’homme révolté die Basis für die Entstehung eines Kunstwerks. In diesem Sinne sind Revolutionen und totalitäre Bewegungen nicht der alleinige Gegenstand dieses Essays.
Der Essay enthält auch keinen Aufruf zu einer Revolte. (…) Es gibt in der Untersuchung außer der Analyse, wie die Verweigerung eines Einzelnen, die hier beinahe ausschließlich Revolte genannt wird, entstehen kann oder muß, keine detaillierte Anweisung, wie eine solche Revolte verlaufen müßte. Sie ist kein einmaliges Ereignis, sondern gibt den Anstoß zu einer konkreten Veränderung. Die Revolte kann einen konkreten Ausgangspunkt haben. Im wesentlichen beschreibt die Revolte eine Haltung.“ H. Wittmann, > Albert Camus. Kunst und Moral, Reihe Dialoghi/Dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreich, Hg. Dirk Hoeges, Band 6, Peter Lang, Frankfurt/M u.a. 2002, S. 47 f.

Im Foyer kommt man bei Kartoffelsalat und Würstchen den anderen Premierenbesuchern ins Gespräch. Sicherlich kürzt Volker Lösch immer. Zwei Akte fehlen? Ach so, nein, man kenne das Stück nicht.

Etwa 700 Zuschauer mit fünf Schauspielern in kurzer Zeit zum Mitmachen zu bewegen, sogar mit von Musik untermalter Stillarbeit, nehmen Sie mal Blatt und Stift (Unter ihrem Stuhl) zur Hand, während Getränke gereicht werden, ist doch schon ungewöhnlich, funktioniert bei geschickter Inszenierung, und um die Regierung mal an die kostenlosen Kita-Plätze zu erinnern, solle ein Flashmob vor dem Landtag organisiert werden. An Vorschlägen für politische Aktionen zur Unterbindung ärgerlicher Missstände mangelte es nicht. Das ist Volker Lösch gelungen. Mit Hilfe einer Textvorlage eine Aufführung zu entwickeln, bei der das Publikum erfolgreich zum Mitmachen bewegt wird, auch wenn manche den Kopf schüttelten und sofort den Ausgängen zu strebten. Mindesten 99 % blieben da und erklärten folgsam, wieso sie eben zu diesen 99% gehören. Jede Aufführung verläuft anders und die Versuchung, nochmal hinzugehen, ist groß.

> Schauspielhaus Stuttgart

> Die Gerechten / Occupy

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