Im Gespräch: Michel Desmurget, La fabrique de crétin digital
25. Oktober 2019 von H. Wittmann
Der Streit ist keinesfalls neu. Schon vor den Zeiten des Internets gab es Klagen über zu lange Fernsehguckzeiten und man konnte als Kind oder Schüler dort gar nicht mitmachen. Heute gibt es das Internet und Web 2.0, aber in welchem Prozentsatz nutzen Schüler/innen die neuen Medien im Französischunterricht? > Französischunterricht und das Web 2.0 – 29. November 2011 – oder konsumieren sie nur beim stundenlangen Surfen und Daddeln auf viele verschiedenen Websites in Facebook, Instagramm und anderen (gar nicht so) sozialen Netzwerken?
Manfred Spitzer, der Ulmer Neurologe, hat keine so gute Presse als Redaktion auf seine Thesen zum Smartphone in Kinder- oder Schülerhand. Gleichwohl lohnt es sich, seine Thesen genauer anzusehen, ohne sie in Bausch und Bogen vorn vorneherein in Frage zu stellen. Die Gretchenfrage: Hilft die Digitalisierung Schüler/innen besser zu lernen? Der so viel diskutierte Digitalpakt enthält viele Euros aber keine Fachdidaktik, keine Aufschlüsse darüber, wie mit den gestreuten Euros besser gelernt werden kann. Solange keine Fachdidaktik zum Einsatz moderner Medien für das Lernen mit dem PC, besser gesagt für die Unterstützung des Lernens mit dem PC vorliegt, sollte man mit der Anschaffung von Geräten noch etwas warten. Aber darüber nicht die Nutzung der Vorteile des Internets aufgeben: > Arbeiten im Französischunterricht: Suchen und Lernen mit Twitter – 4. Oktober 2019.
Und wir wissen zu wenig, was die Bildschirme mit ihren Ausblicken in die weite Online-Welt mit den Gehirnen unserer Kleinen und unsere Schüler/innen machen. Noch gibt es keinen echten Nachweis, dass mit dem Daddeln besser gelernt wird. Stolz berichten Eltern, wie die Kleinen schon wischen können und mit Apps meisterhaft jonglieren. Um welchen Preis?
> Pour Michel Desmurget, le temps passé par les enfants devant les écrans est “hors normes, extravagant” – France-Inter
Michel Desmurget, Direktor für Neurowissenschaften am INSERM, war am 25. Oktober 2019 Gast in der Sendung von France-Inter zu der Nicolas Demorand um 8 h 20 geladen hatte:
Michel Desmurget : "Le temps que passent les enfants devant les écrans est hors norme, extravagant. Des enfants de trois ans passent 3h par jour devant des écrans. C'est un problème de santé publique". #le79Inter pic.twitter.com/oTSRGN7Hlj
— France Inter (@franceinter) October 25, 2019
> Nachgefragt: Manfred Spitzer, Die Smartphone Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft
15. Oktober 2018 | Autor: Heiner Wittmann
Manfred Spitzer
> Die Smartphone-Epidemie
Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft
1. Aufl. 2018, ca. 352 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96368-7
Vgl. dazu: > Essai. Lernen und Studieren mit dem Internet – 30. September 2016
> Frankreich verbietet das mobile Telefon für nichtpädagogische Zwecke in den Schulen – 31. Juli 2018
In seinem Buch La fabrique de crétin digital, warnt Michel Desmurget vor dem exzessiven Internet-Konsum der jugendlichen. Er nennt drastische Zahlen : Zwischen 13 und 18 ans hocken sie bis zu 6 h 45 am Tag vor dem Bildschirm in jeder seienr Formen.
Michel Desmurget glaubt, dass dieses intensive Bildschirmgucken (Daddeln) Grud für alle nur denkbaren Krankheiten (Fettleibigkeit, Kreisalaufprobleme) und Verhaltensprobleme (Aggressiviät, Depressionen und mehrals nachteilig für die Konzentration und die Spachentwicklung sei.
Ein Interview mit Michel Desmurget:
Pascale Santi et Stéphane Foucart, > Troubles de l’attention, du sommeil, du langage… « La multiplication des écrans engendre une décérébration à grande échelle » – LE MONDE, 23 octobre 2019.
Pascale Santi > Ecrans : appel des académies à une « vigilance raisonnée », LE MONDE, 9 avril 2019