Frankreich vor der Rentenreform
28. Mai 2010 von H. Wittmann
Wie wird das Problem der Rentenfinanzierung in Frankreich gelöst? Im Kern geht es darum, die Rente mit 60 zu beenden und das Renteneintrittsaletr zu erhöhen. Verständlich, dass die Gewerkschaften gegen das Projekt der Regierung sturm laufen. Aber der Beginn der Rente mit 60 ist ein Luxus, den die anderen Arbeitnehmer bezahlen müssen. Wenn sich aber die Alterstrukturen in der Gesellschaft stark verschieben, ist eine Neuregelung unumgehbar.
(Französische Botschaft, Berlin) Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat im letzten Jahr für das Jahr 2010 eine Rentenreform in Frankreich angekündigt. Mitte April hat Arbeitsminister Eric Woerth mit den Beratungen mit den Sozialpartnern und den politischen Parteien begonnen.
Warum eine Rentenreform?
Die Notwendigkeit der Einleitung einer Rentenreform resultiert daraus, dass die Rentensysteme immer mehr aus dem Gleichgewicht geraten sind. Das finanzielle Ungleichgewicht ist auf strukturelle Probleme zurückzuführen. Die Wirtschaftskrise mit der Frankreich zu kämpfen hat, hat die Probleme beschleunigt.
Dies hat der Rentenorientierungsbeirat (COR) mit seiner neuen Finanzprognose für die Rentensysteme vom 14.4.2010 noch einmal bestätigt. So beträgt das Defizit der Rentensysteme einschließlich öffentlicher Dienst 32 Mrd. €, das sind 1,6% des BIP. Geht man von der Annahme aus, dass die Arbeitslosigkeit ab 2024 bei 4,5% liegen wird und die Produktivitätssteigerung bei 1,5% pro Jahr (diese beiden Parameter sind ausschlaggebend für die Bewertung der Lage der Rentensysteme) steigt das Defizit 2030 auf 70 Mrd. € und 2050 auf 102 Mrd. € an. Falls die Arbeitslosigkeit nicht bei 4,5, sondern bei 7 liegen sollte, wäre das Defizit noch höher: 80 Mrd. € 2030 und 114 Mrd. € 2050.
Das Ministerium für Arbeit, Solidarität und den öffentlichen Dienst hat in einer umfassenden Informationsbroschüre die Lage und die Herausforderungen der Rentenversicherung dargestellt.