Ein Gespräch mit Alfred Grosser
19. Juni 2008 von H. Wittmann
In Paris hat Alfred Grosser unsere Redaktion am Mittwoch, 18. Juni 2008, zu einem Gespräch empfangen.
Wir haben über die deutsch-französischen Beziehungen gesprochen und deren Bedeutung für den Französischunterricht. Die Normalität und zum Beispiel das Fehlen einer Grenze haben dazu geführt, dass sie für die deutschen wie auch für die französischen Schüler eigentlich gar nichts Besonderes sind. Erst mit mehr Wissen – auch über Europa, wird das besondere Potential der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sichtbar, die bereits, so Grosser, unter Schröder und Chirac zum Stillstand gekommen sind.
Das Gespräch mit Alfred Grosser soll deutschen Schülern als Anregung dienen, sich mit der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen mehr zu beschäftigen. Nebenbei wird deutlich, das dafür auch eine Kenntnis der politischen Geschichte beider Länder notwendig ist. Zu Recht weist Grosser auf die 2000 Städtepartnerschaften hin, wodurch sich die Stärke der Zivilgesellschaft aber auch die Durchdringung vieler Lebensbereiche zwischen Deutschland und Frankreich auszeichnet. Er bestätigt und bedauert wie > Ingo Kolboom, dass staatliche Stellen die gemeinsamen Kulturabkommen besonders hinsichtlich des Sprachunterrichts nicht wirklich mit Leben erfüllen können – zugleich lobt er die Initiativen wie > Deutsch-Mobil und France-Mobil und erinnert an die Sendung > Karambolage.
Siehe auch:
Jörg von Uthmann, > Richtig denken, das heißt: gerecht denken mit dem Untertitel „Angenehm deutlich: Alfred Grosser, der unermüdliche Dolmetscher zwischen Deutschen und Franzosen, wird 80 Jahre alt“, DIE WELT 1. Februar 2005: „Das Entscheidende, was Grosser seinen Studenten zu vermitteln suchte, war die Maxime “Penser justement, donc avec justesse et justice” – richtig denken, das heißt: logisch und gerecht. “Die Distanz zu sich selbst und zu den eigenen sozialen Zugehörigkeiten”, sagte er bei anderer Gelegenheit, “das ist für mich die wichtigste Bildung.” Mit diesem Bildungsideal machte er sich nicht nur Freunde.“
> Freiheit schafft Europa Exklusiv-Interview mit Prof. em. Alfred Grosser
A. Grosser> Europa sieht Deutschland: Das neue deutsch-französische Verhältnis – ein Pflegefall? Festvortrag zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2003 im Rathaus der Stadt Osnabrück: „Mitzuwirken – das heißt, Verständnis zu haben für das Leiden anderer, und das ist für mich die Grundlage europäischer Ethik. Dies bemühten wir uns nach 1945 zu organisieren, indem wir uns sagten: Man kann von den Deutschen nur verlangen, dass sie das Ausmaß des Verbrechens des Nationalsozialismus einsehen, wenn wir unsererseits Verständnis für das große menschliche Leiden in den Bombennächten von Dresden und Hamburg zeigen oder für die Millionen von Vertriebenen, von denen ein Teil nie angekommen ist.”
Alfred Grosser, > Europa bauen, den Wandel gestalten. Deutschland, Frankreich, Europa: was war, was ist, was wird? Einführung von Heiner Gutberlet
Alfred Grosser im Gespräch mit Dieter Sinnhuber BR-Online, 2.2.2005: „Deswegen gebrauche ich selbst ja auch nie das Wort ‚deutsch-französische Versöhnung’. Ich brauchte mich damals mit meinem Freund Eugen Kogon, der aus Buchenwald gekommen war, nicht versöhnen. Ich brauchte mich mit dem damaligen Frankfurter Bürgermeister nicht versöhnen, der ebenfalls aus Buchenwald gekommen war. Ollenhauer kam aus der Emigration, Willy Brandt kam aus der Emigration: Mit diesen Menschen musste ich mich doch nicht versöhnen! Wir haben statt dessen gemeinsam versucht, mitverantwortlich die deutsche Demokratie aufzubauen. Ich fühle mich da teilweise wirklich als einer der Väter der deutschen Demokratie, weil wir von draußen mitgewirkt haben!“
> Alfred Grosser Wikipedia