Französische Botschaft lud zum Forum „Zukunft des Buches, Zukunft Europas“
Donnerstag, 12. September 2013Die Entwicklung des E-Books beschert der Buchbranche neue Perspektiven
Am 9. September 2013 fand in Berlin das Buchforum „Zukunft des Buches, Zukunft Europas“ statt. Die Veranstaltung wurde vom Büro für Buch- und Verlagswesen der französischen Botschaft in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels, der Frankfurter Buchmesse, dem Deutschen Kulturrat und dem internationalen literaturfestival berlin ausgerichtet.
FR – Forum „Zukunft des Buches, Zukunft Europas“ – en vidéo
DE – Forum „Zukunft des Buches, Zukunft Europas“ – Alle Beiträge als Videofilme
Mots de bienvenue:
Hochrangige Gäste aus Kultur und Politik diskutierten mit Schriftstellern, Verlegern und Buchhändlern in der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin über folgende Fragen: Wie entwickelt sich der Buchsektor im Umfeld des schnell wachsenden E-Bookmarktes? Welche politischen Ansätze gibt es zur Unterstützung des Buches? Welche Rolle kann und muss Europa dabei spielen?
Das Forum wurde von Matthias Petschke, dem Hausherrn und Leiter Europäischen Kommission in Deutschland, dem > Botschafter der Französischen Republik S. E. Maurice Gourdault-Montagne >> und Christophe Musitelli, dem Bereichsleiter Französische Sprache, Buch und Wissensvermittlung, Institut français eröffnet.
Alexander Skipis, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Börsenvereins e.V., erklärte, jetzt würden die Weichen für das digitale Zeitalter gestellt, daraus ergäben sich Forderungen an die Buchbranche und an die Politik:
Die Nachfrage für das Buch sei zwar weiterhin ungebrochen. Er unterstrich die Notwendigkeit, dass Verlage in der Lage bleiben müssen, auch unbekannten Autoren eine Chancen zu geben: Was wäre, wenn Kafka nie verlegt worden wäre? Der Buchmarkt sei das Rückgrat der Buchindustrie und er verwies auf den vorbildlichen Buchmarkt in Frankreich und Deutschland, wo die Preisbindung, das Urheberrecht und der ermäßigte Mehrwertsteuersatz den Markt schütze. Aber dieser Status quo beginne zu brökeln. Kultur könne aber aufgrund solcher Rahmenbedingungen entstehen. Mit Nachdruck wies Skipis auf die Notwendigkeit hin, dass die Buchbranche ihren digitalen Wandel gestaltet: „Wir brauchen den Partner Politik für flankierende Maßnahmen.“
Anschließend diskutierten Julia Claren, Geschäftsführerin des Dussmann Kulturkaufhauses in Berlin, Nicolas Georges, Beauftragter für Buch und Lesen im Ministerium für Kultur und Kommunikation, Paris, Michael Kleeberg, Schriftsteller, Thomas Macho, Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin und > Matthieu de Montchalin, Präsident des französischen Buchhändlerverbandes über „Die Bedeutung der Buchhandlung für das 21. Jahrhundert“.
Matthieu de Montchalin warnte vor den Folgen der Digitalisierung: Chaque fois qu’un maillon se casse, on risque de perdre toute la chaîne.“ Er wies auch auf die Folgen und Gefahren hin, wenn alle, die an der Wertschöpfungskette für das Buch (> la chaîne du livre) beteiligt sind, in einer Hand konzentriert werden. Deutschland und Frankreich hätten zusammen das dichteste Netz von Buchhandlungen weltweit, das es zu verteidigen gelte.
> Roger Chartier (Professor am > Lehrstuhl „Schriften und Kulturen im modernen Europa“ des Collège de France, Direktor an der EHSS in Paris) vor, hielt den Eröffnungsvortrag und warnte eindringlich vor der Illusion, ein Text auf digitaler Basis sei das Gleiche wie ein Text in Buchform: „Le texte n’est plus le même lorsque le support change:“
„Schreiben, Veröffentlichen und Lesen im digitalen Zeitalter“ war das Thema des folgenden Panels, auf dem > Jean Claude Bologne, Schriftsteller und Präsident des französischen Schriftstellerverbandes, Xavier Darcos, Präsident des Institut français in Paris, Thomas Hettche, Schriftsteller, > Vincent Montagne, Verleger und Präsident des französischen Verlegerverbandes, und René Strien, Verleger, Aufbau Verlag, miteinander disktuierten.
<< > Jacques Toubon
Voir aussi:
> Jacques Toubon: „Il faut inscrire la culture en ligne dans l’économie de l’immatériel“ – La Tribune, 25.4.2013
In der folgende Runde hielten Jacques Toubon, ehemaliger Justiz- und Kulturminister, Beauftragter für Internet und Kulturgüter, Französischer Präsident des > Deutsch-Französischen Kulturrates, und Kristin Schreiber, Stellvertretendes Kabinettschefin des > EU-Kommissars für Binnenmarkt und Dienstleistungen Michel Barnier Impulsreferate zum Thema „Die Wirtschaft des Buches und seine Besonderheit als Kulturgut“.
Anschließend diskutierten sie mit Peter Krauss vom Cleff, Kaufmännischer Geschäftsführer der Rowohlt Verlag GmbH. Diese Runde wurde von Anne Bergmann-Tahon, Direktorin der European Publishers moderiert.
Die letzte Diskussionsrunde vereinte Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Thibaut Kleiner, Mitglied im Kabinett der > EU-Kommissarin für die Digitale Agenda Neelie Kroes (> Thibaut Kleiner auf Twitter), Regine Möbius, Schriftstellerin, Vizepräsidentin des Deutschen Kulturrats, Kunst- und Kulturbeauftragte von ver.di auf Bundesebene, > Camille de Toledo, Schriftsteller, Gründer der > Société europénne des auteurs (S.E.A). Die Runde wurde von Lena Bopp (FAZ) moderiert.
Tenor und Ergebnisse dieses Forums wurden von der gemeinsamen Erklärung aufgegriffen, die vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., vom Deutschen Kulturrat sowie vom Syndicat National de l’Edition unterzeichnet wurde. In dieser Erklärung wird u.a. gesagt: „Die Entwicklung des digitalen Buchmarktes in Europa ist eine große Chance für eine Branche, deren Aufgabe das Schaffen und Verbreiten von Inhalten ist. In ganz Europa arbeiten Verlage und Buchhandlungen an der Entstehung und Umsetzung von neuen Geschäftsmodellen und Initiativen, die sich durch die Digitalisierung von Büchern und Lesestoffen eröffnen.“ Die vier Verbände richten folgende Forderungen an die Adresse der Regierungen Deutschlands und Frankreichs: „Die in 11 Ländern der Europäischen Union geltende Buchpreisbindung ist unantastbar und darf ebenso wie andere nationale Maßnahmen zum Erhalt der kulturellen Vielfalt nicht Gegenstand internationaler Handelsabkommen werden. Sie ist darüber hinaus als Instrument zur Stärkung des Bucheinzelhandels auch für andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union empfehlenswert.“ Sie sprechen sich dafür aus, „die EU-Mehrwertsteuerrichtlinie dahingehend anzupassen, dass die Mitgliedstaaten den reduzierten Mehrwertsteuersatz auch auf elektronische Bücher anwenden können.“ Sie nennen ihr Sorge vor zunehmenden „Wettbewerbsverzerrungen durch einseitige Steuervorteile, wie sie z.B. durch eine entsprechende Firmensitzpolitik international tätiger Unternehmen entstehen“, die beseitigt werden sollten. Mit großem Nachdruck erinnern die vier Verbände an die Bedeutung des Urheberrechts:“ Das Autorenrecht ist der Kern des europäischen Urheberrechts. Der Urheber steht im Mittelpunkt dieses Rechts, er allein entscheidet, ob und wie sein Werk veröffentlicht wird. Dieser Grundsatz des europäischen Urheberrechts muss auch in der digitalen Welt mit ihren neuen Publikationsmöglichkeiten Bestand haben und darf nicht durch Anpassungen an die digitalen Gegebenheiten aufgeweicht werden.“ (Hervorhebungen: H.W.)
> Französische Botschaft lädt zum Forum „Zukunft des Buches, Zukunft Europas“ – > Programm (siehe PDF-Dokument)
> Forum du livre « Avenir du livre, avenir de l’Europe » – > Programme (format PDF)
Links zu diesem Beitrag:
> www.romanistik.info/e-book.html
> Syndicat de la librairie française
H. Bleicher-Nagelsmann, > Freiheit, die sie meinen. Das »Gespenst« der Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP), schrieb u. a.: „Hier (das ist das geplante Freihandelsabkommen, H.W.) geht es um alle Bereiche der Kultur und insbesondere den Rundfunk- und Filmbereich. Die Gefährdung dieses Sektors war es, der die Franzosen aber auch die europäischen Medien- und Kulturgewerkschaften auf die Barrikaden gebracht hatte. Auf Druck der französischen Handelsministerin mit Präsident François Hollande im Rücken, konnte dann in der entscheidenden Runde der Handelsminister eine »kulturelle Ausnahmeregelung« in das Verhandlungsmandat zum TTIP aufgenommen werden. Dies gilt jetzt; vorerst jedenfalls.“