Archiv für Dezember 2018

Die Reaktionen auf die Demonstrationen der Gilets jaunes

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Ergänzungen: 18.12.2018, 9 h 10:

Ergänzungen: 12.12.2018, 15 h 10:

Christian Lequesne > Les gilets jaunes incarnent des pathologies françaises – Huff Post 12.12.2018

Ergänzungen: 7.12.2018, 15 h 10:

> “C’est une bataille qui donne déjà envie de pleurer” : la tribune de Jean-Michel Aphatie à la veille de l’acte 4 des “gilets jaunes” – EUROPE 1 – 7 décembre 2018

Ergänzungen: 7.12.2018, 16 h 12:


Die Erhöhung der Benzinsteuer (Ökosteuer) ist von der Regierung in Paris am 5. 12. 2018 für 2019 abgesagt worden, das teilte François de Rugy, Ministre d’Etat, Ministre de la Transition Écologique et Solidaire, am 5.12.2018 mit. In einer Fernsehrunde erinnerte er daran, dass die letzten Erhöhungen der Spritpreise keine Steuererhöhungen waren. Am 6.12.2018 erklärte Edouard Philippe, die geplante Erhöhung der Ökosteuer seien vom Tisch. Präsident Macron hatte deren definitive Aussetzung entschieden. : ” « La hausse des taxes sur le carburant ne sera pas réintroduite », confirme Philippe”, gemäß Le Monde.

Unsere Lektüreempfehlung:

> www.tandem-europe.eu: “Wir sind ein Netzwerk engagierter Europäer, die sich an der Diskussion über die deutsch-französische Partnerschaft und die Zukunft der EU beteiligen möchten.”

Zum Download: > Isabelle Bourgeois,> “Gilets jaunes” : Aufstand für mehr demokratische Teilhabe, 2. Dezember 2018 – pdf

Mit freundlicher Genehmigung von Isabelle Bourgeois.

In mehrern Kapiteln “In Staudemm bricht”, Stadt-Land Gefälle, Eine “Zweiklassen”-Gesellschaft, La France périphérique ist aufs Auto (Diesel) angewiesen, “En région” versus Paris, Basisdemokratie im digitalen Zeitalter analysiert Isabelle Bourgeois das Entstehen, die Absichten und die Zeile der Gilets jaunes.

Warum unsere Redaktion über die Gilets jaunes schreibt?  Françoise Fressoz liefert am 6.12.2018 in LE MONDE unter der Überschrift Un président qui n’est plus sûr de rien eine Erklärung: “Pendant un an, tout est allé très vite mais soudain le doute s’est installé : et si cela ne marchait pas ? Car de résultats, point, ou si peu. La croissance est restée faible, le chômage fort. Sur la scène européenne, Angela Merkel a joué l’Arlésienne tandis que sur la scène mondiale, l’incontrôlable Donald Trump parlait et agissait bien plus fort que le président français.” Es ist wahr, Berlin lässt Paris immer noch auf grundlegende Antworten zu Europa warten. Während Macron schon ein beeindruckende Bilanz vorweisen kann, ist es bis auf eine Einigung in Sachen Euro auf kleinem Nenner und der Digitalsteuer in Berlin immer noch ziemlich still (Stichworte: Regierungsbildung, Seehofer-Krisen I und II, Vorsitz der CD). Das wäre es gewesen, wenn Berlin und Paris zusammen diese Bilanz > La souveraineté de l’Europe: Eine Bilanz der Sorbonne-Rede hätten schreiben können.

Unsere Redaktion sammelt hier Reaktionen:
Ergänzt am 4.11.’18 um 21 h 07,  5.12.2018, 14 h, 23 h, 6.12. 0 h 05:


> Daniel Cohn-Bendit über Gelbwesten – TAZ 7-12-2019: „Lasse mich nicht ins Trikot zwingen,“ sagtr Cohn-Bendit und kritisiert den autoritären Charakter der
Bewegung der Gelben Westen.

Raphaëlle Bacqué > D’Eric Drouet à « Fly Rider », les mots d’ordre des figures des « gilets jaunes » – LE MONDE 7 décembre 2018


Was ist da eigentlich in Frankreich passiert? Betrachtet man die Twitter-Accounts der gelben Westen, die es schon in vielen Städten gibt, es sind nicht Hunderttausenden, sondern, das die bewegen sich im vierstelligen, aber auch im fünfstelligen Bereich, aber die Likes halten sich doch sehr in Grenzen.

Wenn Meinungsumfragen mit hohen Zustimmungsquoten genannt werden, muss zwischen Sympathisanten, Zustimmung und Mitmachen unterschieden werden. Sicher auf Facebook ist der Zuspruch größer… aber wie leicht wird geklickt, wenn der Zeigefinger schon über der Maustaste schwebt. Steuern senken? Klick. SMIC erhöhen: Klick. Kritik an der Regierung: Klick.  Nicht jedes Teilen ist auch eine Zustimmung. Die Art und Weise wie soziale Netzwerke funktionieren – ihre Prozesse kanalisieren die Absichten ihrer Anhänger > Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (I-IV), 9. Januar 2017 – tragen dazu bei die Proteste zu verstärken, zugegeben, sie helfen bereits vorhandene Sorgen und Ängste zu artikulieren, die im Grunde genommen, weil schon viel früher entstanden im Prinzip nicht der heutigen Regierung anzulasten sind, auch wenn diese manches vielleicht übersehen hat. Es fällt auf, dass einige der Twitterkontos der Gelben Westen keine Statistik über Likes anzeigen.  Andererseits darf man auch nicht übersehen, dass in den letzten Monaten sehr erfolgreich > Consultations citoyennes in einem bisher nicht gekannten Ausmaß angeboten und durchgeführt worden sind. Wogegen wehren sich die Gelben Westen? Gegen die Reformen von Präsident Macron? Es ist so leicht, einfach mehr Geld, eine Senkung des Renteneintrittsalter und die Erhöhung des SMIC oder wie in Colombiers die Wiedererrichtung der Grenzen, etc. zu fordern. Die Erfolge der letzten 15 Monate werden dabei völlig ausgeblendet. Sind die Gelben Westen eine konservative Bewegung? Wirft man dem Präsidenten die vielen gleichzeitig auf den Weg gebrachten Reformen vor? Die Zitate, die sein Image trüben, ganz so als ob das die wichtigste Kritik wäre?

Die Bewegung der Gilets jaunes sind wohl nicht in der Mehrheit in Frankreich: Vgl. “Force est de constater que la contestation des ce n’est pas la majorité des ” [sagt] Laurent Segnis, fondateur des , der auf den Anteil der rechtsextremen Gruppierungen an den Demonstrationen vom letzten Samstag hinweist, zitiert David Poujdas ihn einem > Tweet.  Vgl. > twitter.com/LSEGNIS

“Cette colère vient de loin. Elle a longtemps couvé, elle est souvent restée muette, par pudeur et par fierté. Elle est aujourd’hui exprimée avec force et de façon collective. Cette colère, il faudrait être sourd et aveugle pour ne pas la voir, ni l’entendre. Comme le Président de la
République, comme les parlementaires, cette colère, je l’entends et j’en mesure à la fois la réalité, la force et la gravité.C’est la colère de la France qui travaille, dur, et qui peine à joindre les deux bouts, la colère des Français qui sont le dos au mur, celles aussi des mères de famille qui élèvent seules leurs enfants. Cette colère prend sa source dans une profonde injustice. Celle de ne pas pouvoir vivre dignement du fruit de son travail. De ne pas pouvoir subvenir aux besoins de ses enfants alors que les journées de travail commencent tôt et finissent tard, surtout si l’on y ajoute le temps de transport.”> > Édouard Philippe, Premier-Ministre 4-12-18

“Qu’est-ce qu’on constate depuis trois semaines ? On voit monter en France une colère profonde qui vient de loin. Qui a longtemps été cachée par pudeur et fierté. Aujourd’hui elle s exprime de manière collective. Colère de Français qui ont le sentiment d être dos au mur, qui travaillent et ne veulent pas être relégués,” so wird Premierminister Edoaurd Philippe zitiert, der sich heute vor der Fraktion En Marche geäußert hat : > « Gilets jaunes » en direct : Edouard Philippe confirme le moratoire sur la hausse des carburants – LE MONDE, 4.11.2018

Le Monde meldet eben (4.11.’18, ): “« Gilets jaunes » : Matignon va annoncer un moratoire sur la hausse de la taxe sur les carburants”. Dieses Moratorium zusammen mit anderen Maßnahmen soll heute den Abgeordneten von En Marche vorgestellt werden. Außerdem ließ der Kulturminister Franck Riester (président du parti Agir), so LE MONDE verlauten, der Premierminister M. Philippe werde « annoncer un geste d’ouverture fort dans les prochains jours ».

Am 4.12. gegen Mittag hat der Premierminister im Fernsehen Stellung bezogen:

> Discours de M. Édouard PHILIPPE, Premier ministre Hôtel de Matignon – Mardi 4 décembre 2018

Schon erinnern die gelben Westen daran, dass die Steuer nicht verschoben sondern annulliert werden müsse. Hat die Regierung zu wenig angeboten? Oder müsste jetzt nicht doch der Staatspräsident im TV seine Sicht der Dinge darlegen? Die Bewegung der gelben Westen hat bereits eine so starke innere Dynamik gewonnen, dass ihre Reaktionen kaum vorhersagbar sind, sondern ihre Zeiger stehen z. Zt. nur auf Radikalisierung. Ihre drei Demo-Samstage haben zu einem Einknicken der Regierung geführt, was die Bewegung möglicherweise nur als Ermutigung für die Durchsetzung weitere Forderungen ausnutzen wird.

> Die Stellungnahme von Daniel Cohn-Bendit – France-Inter:
In einem > Tweet von qfranceinter wird Cohn Bendiit mit diesen Worten zitiert: .@DanyCohnBendit : “On n’est pas dans une période révolutionnaire, on est dans une période de tentation autoritaire.” Möglicherweise kommt er auf diesen Gedanken, weil die Gilets jaunes sich volksnah geben, aber durch das gemeinsame Kennzeichen der gelben Westen allen möglichen politischen Tendenzen Unterschlupf gewähren und man im Umgang mit ihnen nicht weiß, mit wem man es zu tun hat, wer wen zu was und warum legitimiert? Die Zustimmung zu den Gilets jaunes soll in Frankreich hoch sein, aber welche Unterschiede gibt es zwischen Mitmachen, unterstützen, sympathisieren oder nur gut finden? Bis jetzt hat man den Eindruck, dass jede Art von Interesse an der Bewegung von ihr vereinnahmt wird. Akt der Verzweiflung sagen die einen, andere kritisieren die vielen Blockaden, die, wie wir schon angedeutet haben, zunächst noch am 17.11. keineswegs rundweg abgelehnt wurden. Immerhin, es ist erkennbar, dass es einzelne Stimmen der Bewegung sind, die den Kontakt mit dem politischen Establishment ablehnt, um den Druck auf die Regierung zu erhöhen und um sich weiteren Zulauf qua Fundamentalopposition gegen die da oben zu sichern. Das macht sie gefährlich und entspricht dem Befunde Cohn-Bendits, dass diese Bewegung auch Wünsche nach einer autoritären Lösung erfüllt. Die Bewegung der Gelben Westen nutzt die Lage der Parteien geschickt aus, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, dabei müssten auch ihre Follower skeptisch werden, wenn vom “Volk” gesprochen wird, dass jetzt Forderungen erhebt. Zu den Forderungen der Gelben Westen und deren Verteilung auf der politischen Landschaft hat LE MONDE eine interessante Recherche vorgelegt:

> Sur un axe de Mélenchon à Le Pen, où se situent les revendications des « gilets jaunes » ? – LE MONDE – 4.12.2018

Die neue Website des Élyséepalastes zeigt an, dass auch Demonstrationen die Notwendigkeit von Maßnahmen, die die Folgen des den Klimawandels abfedern, nicht verhindern sollten:

Auf unserem Blog:

> Was wollen die Gilets jaunes? – 4. Dezember 2018

> Die Gilets jaunes und das Chaos rund um den Triumphbogen – 3. Dezember 2018

> Der Aufstand der Gelben Westen und die Energiewende in Frankreich – 28. November 2018

Vor 170 Jahren: 10 décembre 1848 : L’élection du premier Président de la République

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Siehe auch > Louis-Napoleon (1808-1873): Erster Staatspräsident und Kaiser Napoleon III. – 30. Juni 2020

Wie hieß der erste Staatspräsident, der in Frankreich vom Volk gewählt wurde? Wie lange dauerte seine Amtszeit? Wie oft wurde er wiedergewählt?

Louis-Napoléon erschien als politischer Neuling zusammen mit dem Glanz Napoleons I., noch ohne die Unterstützung einer politischen Partei, die ihn allein in den Élysée-Palast hätte bringen können. Einem kleinen Kreis engster Vertrauter, seiner eigenen Beharrlichkeit und auch politischem Glück hat er 1848 den Aufstieg zum höchsten Amt im Staat zu verdanken. Sein Lebensweg war nicht frei von Rückschlägen, die ihn nach dilettantisch ausgeführten Aktionen ins Exil und dann sogar lebenslänglich ins Gefängnis, aber dann auf Grund günstiger Umstände in den Elysée-Palast brachte. Er hat aber auch Mut bewiesen. Es ist nicht nur sein unerschütterlicher Glaube an seine Bestimmung, sondern auch sein politischer Verstand und sein Gespür, günstige Situationen zu erkennen und zu seinem Vorteil zu nutzen, die ihm seinen Erfolg sichern. Er hatte politisches Glück, Intelligenz sicherlich, aber auch Helfershelfer, die stets im rechten Moment zur Stelle waren und den Verdacht aufkommen lassen, dass Louis-Napoléon eben doch zumindest ab etwa 1830 durch eine Organisation gestärkt worden ist, die sich im Hintergrund hält.


Colloque : > 170e anniversaire de la première élection présidentielle française
A l’occasion du 170e anniversaire de la première élection présidentielle de France, qui, le 10 décembre 1848, porta à la tête de l’État Louis-Napoléon Bonaparte, l’Institut de France et le LabEx Écrire une histoire de l’Europe (EHNE) organisent une rencontre scientifique pour en éclairer le contexte, les enjeux et la portée.
Lundi 10 décembre 2018 – Fondation Del Duca > Le programme
10 rue Alfred de Vigny – 75008 Paris Métro Courcelles ou Monceau
Inscription obligatoire : labex.ehne2@gmail.com

9h30 : Accueil
10h : Introduction Jean Tulard – Institut
10h15 : Le contexte européen de la présidentielle de 1848
Yves Bruley – EPHE, LabEx EHNE
10h45 : Enjeux, campagne et résultats de l’élection
Eric Anceau – Sorbonne Université, LabEx EHNE
11h45 : La présidentielle dans l’histoire internationale
Jean Garrigues – Université d’Orléans, président du CHPP
12h15 : Débat
Organisateurs : Marie Levant – Matthieu Labbé


Zweimal hatte > Louis-Napoléon (1808-1873) einen Staatsstreich unternommen. Nach dem ersten Mal wurde er in die USA ausgewiesen, beim Rückfall wurde er 1840 nach der versuchten Landung 1840 Boulogne-sur-Mer zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt, die er Dank der Mithilfe seines späteren Leibarztes und Freimaurers Henri Conneau (1803-1877) abkürzen konnte, indem er 1846 das Fort Ham als Bauarbeiter verließ. Er floh nach England, kam kurz nach der Februarrevolution nach Paris zurück, musste sich auf Bitte der Provisorischen Regierung erst einmal von den Ereignissen wieder fernhalten.

Louis Désiré Véron, > Nouveaux mémoires d’un bourgeois de Paris depuis le 10 décembre 1848 jusqu’aux élections générales de 1863, le Second Empire, Band 1, Paris, 1866, S. 12  >>>>

Bei den Nachwahlen Anfang Juni in 21 Départements werden Molé in Bordeaux, Thiers in Rouen und Louis-Napoléon Bonaparte in vier Départements (Paris, Yonne, Corse, Charente-Inférieure) gewählt. Republikaner, Legitimisten und Demagogen stimmen für ihn, und die Nation benimmt sich wie eine aufgeregte Herde, die nach allen Seiten rennt, ohne einem Weg zu folgen, erinnert sich Tocqueville und wundert sich, damals nicht geahnt zu haben, dem Kabinett Barrot einmal als Außenminister anzugehören. Er bezeichnet den gerade erst neu gewählten Abgeordneten Louis-Napoléon Bonaparte in einem Brief an Paul Clamorgan als einen „vulgären Ehrgeizling und politischen Abenteurer“. (A. de Tocqueville an P. Clamorgan, 14.5.1848, in: id., Œuvres complètes, Bd. X, Correspondance et écrits locaux, hrsg. v. L. Queffélec-Dumasy, Paris 1995, S. 467.)

<< > Journées illustrées de la Révolution de 1848: Récit historique de tous les événements accomplis depuis le 22 février jusqu’au 21 décembre 1848, jour de la prestation de serment du Président de la République

Bureau de l’Illustration, 1848.

Nach einem kurzen offenkundig erfolgreichen Wahlkampf wird Louis-Napoleon am 10./11.12.1848 mit 5,5 Millionen Stimmen zum ersten Staatspräsident Frankreichs für vier Jahre gewählt. Nicht wiederwählbar, was ihm spätesten ab dem 3. Amtsjahr Kopfzerbrechen bereitete. Als dann auch noch die Verfassungsreform scheiterte, legte er den Ordner Rubicon an und am 2. Dezember 1851 unternahm er seinen dritten und diesmal erfolgreichen > Staatsstreich, den er mit der Aufhebung des Wahlgesetzes und damit mit der Wiedereinführung des Allgemeinen Wahlrechts rechtfertigte. Des nachts geklebte Plakate und einige Scharmützel, das wars. Louis-Napoleon ließ sich mit einem Plebiszit seine Amtszeit auf 10 Jahre verlängern und akzeptierte es, dass man ihm am 2. Dezember 1852 die Kaiserwürde antrug. Das Zweite Kaiserreich sollte bis 1870 dauern.


Eric Anceau, > Napoléon III., Paris: éd. Tallandier 2008.

Heiner Wittmann, > Napoleon III. Macht und Kunst, Reihe Dialoghi/dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs. Hrsg. v. Dirk Hoeges, Band 17, Verlag Peter Lang, Frankfurt, u.a., 2013.

Unsere Redaktion zeigt hier noch einmal das Gespräch, an dass wir im Februar 2014 in der Sorbonne mit Éric Anceau geführt haben: “Am letzten Donnerstag, 12. Februar 2014, hatte wir eine Gelegenheit mit Éric Anceau in der Sorbonne zu sprechen. Éric Anceau lehrt Geschichte an der Université Paris-Sorbonne (Paris IV) wie auch an Sciences-Po. Er ist u.a. Chercheur associé am > Centre de recherches en histoire du XIXe siècle. Eric Anceau hat > zahlreiche Studien über das Zweite Kaiserreich verfasst. 2008 hat er eine Biographie über Napoléon III. Un Saint-Simon sur cheval vorlegt. Wir haben ihm u.a. folgende Fragen gestellt: ” … wieso ein Saint-Simon ? ” Bitte weiterlesen

Voir aussi: Eric Anceau, > L’empire libéral (2 Vol) T1 Genèse, avènement, réalisations T2 Menaces, chute, postérité, Paris: Editions SPM, 2017, ISBN : 978-2-917232-58-3 • 1 avril 2017 • 1426 pages.


Wie war es möglich, dass trotz aller Widrigkeiten, Louis-Napoleon schließlich doch am Ziel seiner Träume ankam und die Nachfolge seines illustren Onkels Napoleons I. antreten konnte? Sein Name und seine Abstamung – darüber diskutieren wir heute nicht – hatten einen erheblich Einfluss auf seinen politischen Erfolg. Dazu kamen seine Schriften wie 1832 Rêveries politiques, mit denen er eine Verfassung entwirft, die sich auf die Verfassungen von 1791 und 1793 bezieht. Er beginnt mit einer Bemerkung über das allgemeine Unbehagen, das in Europa daher rühre, dass die Völker nur wenig Vertrauen in ihre Herrscher haben. Sätze wie, „Versprechungen wurden nicht gehalten, und die Könige verteidigen ihre Throne als persönliches Eigentum“ (Louis-Napoléon Bonaparte, Rêveries politiques, in: ders., Œuvres, hrsg. v. Ch.-E. Temblaire, Bd. I, Paris 1848, S. 65-96, bsd. S. 70-72.) verschärfen die Kritik an den politischen Zuständen seiner Zeit, ohne dass diese näher präzisiert werden. In den e Idées napoléoniennes (1839), legt er sein politisches Programm nieder. Er hatte auch soziale Reformvorschläge gemacht: > L’extinction du paupérisme (1844). In dieser Schrift legt er seine Visionen für die Bekämpfung der Armut dar. Landwirtschaft, Industrie, Innen- und Außenhandel entscheiden über die öffentlichen Einnahmen. Jedem dieser Faktoren haftet ein grundsätzlicher Makel an. Das gilt auch für die Steuern, die ungerecht verteilt werden, und er schildert in einem drastischen Satz das Leben der Fabrikarbeiter: Die Industrie als ein Saturn der Arbeit fresse ihre Kinder und lebe nur von ihrem Tod. Das erste Kapitel schließt mit der populistischen Forderung, die Arbeiterklasse, die nicht besitzt, müsse Eigentümer werden. Ein dritter und nicht unerheblicher Faktor seiner Erfolge könnte seine Mitgliedschaft bei einer Freimaurer-Loge gewesen sein. Echte belastbare Beweise liegen dafür nicht vor, aber die kleine Zahl unbeugsamer Helfershelfer, die ihm in schwierigen Situationen beigestanden, von selbst einige Freimaurer waren, wären Grund genug, in den Archiven genauer nachzuschauen:

Mit Persigny lernt er 1835 einen seiner wichtigsten Helfer kennen. Jean-Gilbert-Victor Fialin, Duc de Persigny (1808-1872), Freimaurer, versucht schon 1830 einen Staatsstreich,der scheitert und er wird ins Zivilleben versetzt.


> Nachgefragt: Henri Murger, Scènes de la vie de bohème – 11. Dezember 2013:
“En décrivant l’indépendance et la liberté des artistes, Henri Murger montre en même temps que la littérature a un pouvoir de prédication. Il anticipe, dans son roman, la nouvelle constellation politique du Second Empire, en en faisant le cadre de son roman.”


In Straßburg am 30. Oktober 1836 ist Persigny mit dabei und wird die Landung am 6. August 1840 bei Wimereux in der Nähe von Boulogne-sur-Mer vorbereiten. 1848 leitet er den Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl, und nach dem Staatsstreich im Dezember 1851 wird er am 22. Januar 1852 Innenminister.

Der Anwalt Pierre-Antoine Berryer (1790-1868) übernimmt während des Prozesses vom 26. September bis 6. Oktober 1840 die Verteidigung von Louis-Napoléon, der zu lebenslanger Festungshaft verurteilt wird. Berryer wird am 23. Dezember 1838 von der Pariser Loge Chevaliers croisés aufgenommen; somit hat ein Freimaurer den Umstürzler verteidigt.

Louis Désiré Véron, > Nouveaux mémoires d’un bourgeois de Paris depuis le 10 décembre 1848 jusqu’aux élections générales de 1863, le Second Empire, Band 1, Paris, 1866, S. 27  >>>>

Der Präsident wurde 1848 für vier jahre gewählt und war nciht wiederwählbar. Der Staatsstreich-erfahrene Neffe des Kaisers würde sich damit trotz aller Beteuerungen wohl nicht zufriedengeben.

Während des Wahlkampfs 1848 entsteht eine unübersehbare Zahl von Clubs jeder Couleur, die die Wahlpropaganda übernehmen. Der Vizepräsident des Club républicain de la fraternité Jean-Claude Bésuchet de Saunois (1790-1867) ist Veteran der kaiserlichen Armee und Freimaurer. Mit einem Wahlplakat oder Flugblatt „Présidence de la République“, das er mit „Bésuchet, früherer Offizier der kaiserlichen Armee“ unterzeichnet, ruft Bésuchet de Saunois im Namen einer Wahlvereinigung im Departement Seine zur Wahl des Kandidaten Louis-Napoléon auf: J.-C. Bésuchet, Club républicain de la Fraternité, sous la présidence de M. Charles Lesseps. [Lettre d’invitation du 9.4.1848], Bibliothèque nationale, Paris: 8-LB53-1043. Vgl. die Studie mit einer ausführlichen Bib¬liographie der Wahlpropaganda: Pimienta, R., La propagande bonapartiste en 1848, Paris 1911; Bésuchet, Présidence de la République. (Signé : Bésuchet.), [Plakat], Paris,-1848, Bibliothèque nationale, Paris, 8-LB54-1875.

Napoléon III. hat während seiner Regierungszeit eine bemerkenswerte Modernisierung Frankreichs bewirkt. Im Zweiten Kaiserreich (1852-1870) wird ein kalkuliertes Zusammenspiel von Macht und Kunst erkennbar, das von der Konfrontation der Künstler und Intellektuellen gegen das Regime, aber auch von der staatlichen Förderung der Kunst, vor allem auf dem Weg über die Zivilliste des Kaisers bestimmt wird. Künstlern, Dichter und Schriftstellern gelingt es, gegenüber einer allgegenwärtigen Zensur, die Unabhängigkeit der Kunst zu demonstrieren und einzufordern.

> Journées illustrées de la Révolution de 1848: Récit historique de tous les événements accomplis depuis le 22 février jusqu’au 21 décembre 1848, jour de la prestation de serment du Président de la République, Bureaux de l’Illustration, 1848

Der >Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 diskreditierte das Amt des Präsidenten und damit auch seine Wahl des durch das Volk. Erst nach der Verfassungsrefom von 1962 gab es 1965 wieder eine Wahl durch das Volk: Im ersten Wahlgang erreichte General de Gaulle nicht die absolute Mehrheit und er musste im zweiten Wahlgang gegen François Mitterrand antreten.

Auf unserem Blog:

> Éric Anceau : Warum sollte man Napoléon III heute kennen?

Paris-Frankfurt Fellowship 2019

Mittwoch, 5. Dezember 2018

(Frankfurter Buchmesse) Ab sofort läuft die Bewerbungsphase für das Paris-Frankfurt Fellowship 2019, das vom 8. bis 22. Mai in Deutschland und Frankreich stattfinden wird. Zum ersten Mal können sich auch Interessenten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz für das Förderprogramm bewerben. Das zweiwöchige, deutsch-französische Programm bietet jungen Talenten aus Buchhandel und Verlagswesen sowie Freischaffenden aus der Buchbranche die Möglichkeit, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbarländern auszutauschen und zu vernetzen.

Besonders engagierte Nachwuchskräfte, die starkes Interesse am französischen bzw. deutschen Sprachraum haben und ihre Kontakte in die Länder ausbauen sowie ihre Marktkenntnisse erweitern möchten, sind aufgerufen, sich bis zum 31. Januar 2019 zu bewerben. Grundkenntnisse in Französisch bzw. Deutsch sind Voraussetzung für die Bewerbung. Buchhändlerin Anna Anzulewicz, deutschsprachige Paris-Frankfurt Fellowship-Teilnehmerin 2018, sagt hierzu: „Man muss auf keinen Fall perfekt Französisch sprechen können. Also keine falschen Hemmungen!“

Das Paris-Frankfurt Fellowship wird von der Frankfurter Buchmesse zusammen mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) und dem Bureau International de l’Édition Française (BIEF) organisiert und finanziert. Neuer und weiterer Förderpartner ab 2019 ist die Schweizer Kultur-Stiftung Pro Helvetia.

Bärbel Becker, Leiterin Internationale Projekte bei der Frankfurter Buchmesse, sagt zum Paris-Frankfurt Fellowship: „Ich sehe, wie sehr die Teilnehmenden davon profitieren, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbarländern auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Dass wir mit Pro Helvetia als weiteren Partner das Programm nun auf die deutschen und französischen Sprachräume der Schweiz ausweiten können, freut mich sehr.“

Buchhändlerin Anna Anzulewicz sagt über ihre Teilnahme am Paris-Frankfurt Fellowship 2018: „Ich habe über den Tellerrand geguckt und meinen Horizont erweitert, zwischenmenschlich, beruflich, interkulturell.“ Sie ergänzt: „Mir hat gefallen, dass wir eine bunte, gemischte Gruppe mit Teilnehmenden aus den verschiedensten Verlags- und Buchhandelsbereichen waren. Das hat dazu geführt, dass man viel mitnehmen und von den anderen erfahren konnte.“

Programmablauf

Das zweiwöchige Programm (8. bis 22. Mai 2019) teilt sich in drei Module von je vier Tagen auf. Im ersten Block lernen sich die Teilnehmer auf dem mediacampus frankfurt kennen und besuchen einen sprachlichen und interkulturellen Vorbereitungskurs. Darauf folgen Studienreisen durch Deutschland und Frankreich mit Besuchen bei Verlagen, in Buchhandlungen und Distributionszentren.

Die Kosten für den interkulturellen Vorbereitungskurs sowie für Unterkunft, Verpflegung und Reisen im Rahmen des Paris-Frankfurt Fellowship-Programms werden vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) zusammen mit den Programmpartnern Frankfurter Buchmesse, dem Bureau International de l’Édition Française (BIEF) und Pro Helvetia getragen. Während des Programms erhalten die Teilnehmenden ein Stipendium des DFJW.

Bewerbungsprozess

Für das Paris-Frankfurt Fellowship können sich junge Berufstätige im Buchhandel und in Verlagen sowie Freischaffende aus der Buchbranche aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz bewerben. Die Bewerberinnen und Bewerber dürfen maximal 30 Jahre, in Ausnahmefällen 35 Jahre, alt sein. Weitere Teilnahmevoraussetzungen sind für Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland oder der Schweiz Französischgrundkenntnisse bzw. Deutschgrundkenntnisse für die französischsprachigen Interessenten.

Die Bewerbungsunterlagen, bestehend aus einem Motivationsschreiben, Lebenslauf und bei fest angestellten Interessenten einem Empfehlungsschreiben des Arbeitgebers, können bis zum 31. Januar 2019 per E-Mail an Alexane Lepoan (lepoan@book-fair.com) geschickt werden.

Weitere Informationen zum Bewerbungsprozess und Programm unter www.buchmesse.de/ParisFrankfurtFellowship

Interview mit Anna Anzulewicz, Paris-Frankfurt-Fellowship-Teilnehmerin 2018: www.buchmesse.de/news/interview-mit-der-buchhaendlerin-anna-anzulewicz-ueber-ihre-teilnahme-am-paris-frankfurt

Pons Wörterbuch - Dictionaire

Bundeswettbewerb La vie en BD sucht kreative Comics in französischer Sprache

Dienstag, 4. Dezember 2018

Zum bereits 10. Mal ruft der Ernst Klett Verlag zum bundesweiten Comic-Wettbewerb „La vie en BD“ auf. Ab sofort finden Französischlehrkräfte unter http://www.klett.de/frankreich die aktuelle Ausschreibung für das Schuljahr 2018/19. Das diesjährige Thema lautet: > „Voyage dans le futur – Reise in die Zukunft“.

Bis zum 25. März 2019 können Schülerinnen und Schüler ihre Beiträge noch einreichen. Eine Jury aus Fachdidaktikern, Zeichnern und Redakteuren entscheidet über die besten Comics. Den Siegern winken attraktive Sachpreise rund um das Thema Comic und französische Sprache. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 aller Schularten mit eigens gezeichneten Comics, die auf maximal einer DIN A3-Seite eine Geschichte rund um das Motto des Wettbewerbs umsetzen.

Seit dem Schuljahr 2008/2009 bietet der Ernst Klett Verlag den Wettbewerb für Französischklassen an. Insgesamt sind beim Verlag so mehr als 6.500 Schüler-Comics eingegangen. Ein riesiger Fundus an kreativen Arbeiten, die die Sprachfertigkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf charmante Weise gefördert und gefordert haben.

Unsere Projekte rund um den Französischunterricht. Der Ernst Klett Verlag setzt sich seit vielen Jahren aktiv für den Französischunterricht ein. Eine Auswahl der geförderten Projekte und Initiativen stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten vor: > www.klett.de/frankreich.

Was wollen die Gilets jaunes?

Dienstag, 4. Dezember 2018

“Die Gilets jaunes haben heute (3.11.2018) ein Gespräch mit dem Premierminister (erstmal) abgelehnt, weil sie dem Vernehmen nach aus den eignen Reihen, so war auch der Wortlaut heute in den Tagesthemen der ARD von Hardlinern aus den eigenen Reihen bedroht worden sind.

Unsere Lektüreempfehlung:

> www.tandem-europe.eu: “Wir sind ein Netzwerk engagierter Europäer, die sich an der Diskussion über die deutsch-französische Partnerschaft und die Zukunft der EU beteiligen möchten.”

Zum Download: > Isabelle Bourgeois,> “Gilets jaunes” : Aufstand für mehr demokratische Teilhabe, 2. Dezember 2018 – pdf

Mit freundlicher Genehmigung von Isabelle Bourgeois.

In mehrern Kapiteln “In Staudemm bricht”, Stadt-Land Gefälle, Eine “Zweiklassen”-Gesellschaft, La France périphérique ist aufs Auto (Diesel) angewiesen, “En région” versus Paris, Basisdemokratie im digitalen Zeitalter analysiert Isabelle Bourgeois das Entstehen, die Absichten und die Zeile der Gilets jaunes.

Die Bewegung der Gilets jaunes ist im Internet entstanden und hat, so darf man hinzufügen, sich dort auch einander aufgewiegelt, man kann schon sagen in ihren Forderungen radikalisiert. In Wikipédia steht bereits ein Artikel über die > Gilets jaunes, wo die Gemeinde der Online-Enzyklopädie bereits ihr ganzes Arsenal auffahren muss, um gemäß den Zielen dieser Organisation, die Versuche, objektiv zu bleiben, zu wahren. Trotzdem wird hier die Grundidee von Wikipédia einer Prüfung unterzogen. Eigentlich ist es ja Sache der Presse, über aktuelle Ereignisse zu berichten, sie zu kommentieren und einzuordnen. Es stellt sich die Frage, ob die Prinzipien einer Online-Enzyklopädie in der Lage ist, ein Dossier bereitzustellen, das, wie gesagt, eine Aufgabe der Presse ist. Wie auch immer, Wikipédia wird genutzt, um den > Forderungen (aufgerufen am 3.11.2018) der Gilets jaunes eine Tribüne zu bieten. Es folgt sogleich ein Absatz, der die Antworten der des Präsidenten und der Regierung auf die Forderungen  darstellen will – dabei wird Macrons Hinweis auf die den 70 % Anteil der der Entwicklung der Rohstoffpreise am Spritpreis (Stand 3.11.2018) nicht genannt: vgl. auch unserem Blog > Der Aufstand der Gelben Westen und die Energiewende in Frankreich – 28. November 2018, den LE MONDE nach einem Faktencheck als richtig bewertete.

Es sieht erst einmal nach einer Fundamentalopposition der Gilets jaunes aus, wobei es der Bewegung zur Zeit nicht gelingt, sich von “Casseurs” der letzten Samstage eindeutig zu distanzieren: > Bernard-Henry Lévy hat in einem Tweet die Bewegung aufgefordert sich zu bekennen : “Il faut que ces choses soient dites. Il faut que cesse cette génuflexion dévote, sans critique ni recul, devant les . Et il faut qu’eux, les Gilets Jaunes, disent, vite, s’ils sont ou non républicains.”

Die Furcht vor dem sozialen Abstieg und der Verlust von Kaufkraft stammen nicht erst aus den letzten zwei Jahren. DIe angekündigte Erhöhung der Spritpreise im Zusammenhang mit der Energiewende war nur ein unmittelbare Auslöser, an dem sich die Artikulation der Enttäuschung entfachte, die sich dann mit einer gewisse Ungeduld beim Warten auf die Ergebnisse der angekündigten Reformen und mit der Kritik an Staatspräsident Macron, den seinen Gegner nur zu gerne als “Präsident der Reichen” apostrophiert haben, dem zudem Äußerungen zu Last werden, die diesen Eindruck unterstreichen sollen, verband. Eine Bewertung der Protestwelle der Giltes jaunes ist nicht leicht, denn Präsident Macron kann kaum für alle Missstände, die die Gilets jaunes aufzeigen, verantwortlich gemacht werden. Er selber hat Reformen schon im Wahlkampf zum Hauptthema seines Quinquennat gemacht. Der Code de travail wurde reformiert, die Grundschulklassen wurden halbiert, eine Übereinkunft im Streit um die SNCF wurde erzielt… aber es gelingt der Regierung nicht, die Tragweite der Reformen so zu vermitteln, dass sie in möglichst vielen Teilen der Bevölkerung akzeptiert werden. Ist das das eigentliche Problem? Der Politikstil der V. Republik?

Es gibt auch noch ein anderes Problem, das auch grundsätzlicher Natur ist. Die Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten hat das politische Frankreich und sein Parteiensystem grundlegend erschüttert. Die Parti socialiste musste ihren Stammsitz in der Rue Solférino verkaufen.. von der PCF hört man eigentlich nichts,  von Seiten der Partei Les républicains LR hört man eine Unterstützung der Gilets jaunes: Laurence Sailliet, Porte-parole Les Républicains-Membre du Bureau Politique, wird von der LR auf Twitter zitiert: “. :  « Pour sortir de la spirale de la violence, Emmanuel Macron a les clés en main. Il doit sortir du déni et prendre la décision d’annuler les hausses de taxes. Sans cela, il sera impossible d’échanger avec les . Nul ne peut ignorer cette souffrance,»  und der Präsident der LR Laurent Wauquiez forderte heute auf Twitter ein Referendum. Und das Rassemblement national (vorher Front national) und La France insoumise de Jean-Luc Melanchon verlangen die Auslösung der Nationalversammlung. In dieser Situation bekommt man den Eindruck, dass es keiner Partei im Augenblick so richtig gelingt, dem Unmut der Demonstranten einen Resonanzboden zu bieten.

In diesem Zusammenhang muss nach der Größe der Bewegung der Gilets jaunes und dem Grad der Zustimmung bei den Wählern gefragt werden: LE MONDE  hat recherchiert  > Oui, les « gilets jaunes » sont bien majoritairement « soutenus » dans les sondagesPar Les Décodeurs, 3.11.2018: Zitiert wird Une troisième enquête d’opinion, vom 28. November von Elabe für BFM-TV, wobei 1000 Personen befragt wurden: « Wie stehen sie zu dieser Bewegung? » 46 % sagten, sie unterstützen die Gilets jaunes, 26 % finden sie sympathisch, 17 % lehnen sie ab und 8 % haben keine Meinung. Die Autoren dieses Artikels weisen auf den Unterschied zwischen Unterstützung und Sympathie hin, merken ab er doch an, dass eine Mehrheit für die Unterstützung erkennbar ist.

Was werden der Präsident und die Regierung tun?  Die geplanten Steuererhöhungen beim Sprit zurücknehmen? Einen anderen Politikstil erfinden? In jedem Fall müssen sie Mittel und Wege finden, mit den Gilets jaunes Kontakt aufzunehmen. Das Angebot der Regierung liegt vor, werden  die Gilets jaunes den Dialog verweigern?

Auf unserem Blog:

> Die Gilets jaunes und das Chaos rund um den Triumphbogen – 3. Dezember 2018

> Der Aufstand der Gelben Westen und die Energiewende in Frankreich – 28. November 2018

Die Gilets jaunes und das Chaos rund um den Triumphbogen

Montag, 3. Dezember 2018

Le live du MONDE > La suite des événements autour des gilets jeaunes

Le Monde meldet, Premierminister Edouard Philippe wird am Montag Vertreter der Gilets jaunes empfangen.

Am Mittwoch, 5. Dezember, wird eine Debatte über die Ereignisse vom Samstag in der Nationalversammlung und am Donnerstag, 6. Dezember im Senat stattfinden.

Am Samstag, 1. Dezember 2018, waren die Champs-Elysée wie eine Fanmeile gesperrt und es wurden nur Demonstranten nach einer Ausweiskontrolle durchgelassen. Nicht einfach, ein vollständiges Bild der dann folgenden Ereignisse zu erhalten. Es ist auch nicht einfach, zwischen den gewalttätigen Demonstranten und den Gilets Jaunes zu unterscheiden, “ont-ils été happés par des groupes violents?” wie Antenne 2 gestern abend berichtete ? Da die Gilets jaunes bis jetzt noch keine wirklich anerkannten Vertreter haben, gibt es von extremistischen Seiten Versuche, von der Bewegung zu profitieren, eben weil die Bewegung noch kopflos ist – und das unterscheidet sie auch vom Beginn der Maiunruhen 1968. Man kann wohl nicht behaupten, dass die Gilets jaunes diese Gewaltexzesse vom letzten Samstag gewünscht haben. Aber der von ihnen ausgedrückte Frust, der sich an der für den 1. Januar 2019 geplanten Benzinpreiserhöhung entzündet hat (Auf unserem Blog: > Der Aufstand der Gelben Westen und die Energiewende in Frankreich: LE MONDE merkte an, dass der Präsident mit den von ihm präsentierten Zahlen Recht hat: zu 70 % ist die Erhöhung der Spritpreise den Rohstoffpreisen geschuldet) schlug schnell in einen allgemeinen Protest gegen die Reformpolitik von Staatspräsident Macron um, wobei seine bisherigen Erfolge nicht berücksichtigt werden, weil die Gilets jaunes nur die sinkende Kaufkraft angesichts von Steuererhöhungen im Blick haben.

Allein in Paris ist die Bilanz vom letzten Samstag sehr schwer: Die Parolen an den Wänden des Arc de Triomphe, die Verwüstungen in seinem Inneren, das Anzünden von Autos, der Barrikadenbau mit dem Stadtmobilar und dem Material von Baustellen, das Plündern von Geschäften haben eine erschreckende Gewaltbereitschaft unter Beweis gestellt. 412 Festnahmen, – LE MONDE nennt in ihrer Ausgabe vom 4.12.2019 682 Festnahmen – von den 372 in Gewahrsam genommen wurden – gardes à vue, 55 angezündete Autos, 113 Verletzte unter den Demonstranten, 20 Verletzte unter den Sicherheitskäften. (Quelle: > “Gilets jaunes” : 412 interpellations après les violences à Paris – RTL – 1er décembre 2018, > VIDÉO – Gilets jaunes : 412 interpellés à Paris, 55 voitures brûlées… Le lourd bilan d’une journée chaotique – lCI) Der Premierminsiter wird am 4.12.2018 von LE MONDE mit diesen Worten zitiert: “La semaine dernière, on avait 300 ou 400 casseurs à Paris. Samedi, ils étaient 3 000 ou 4 000.”

Eine Bewegung ohne wirklichen Kopf, im Internet durch Teilen entstanden, hat die Regierung in eine Krise gestürzt. Die Mechanik der sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter spielen bei der Entwicklung der Gilets jaunes eine große Rolle, aber in diesem Fall steckt auch wirklicher Frust eines Teils von Frankreich dahinter, er sich als abgehängt empfindet und der sich die Diskussion über die Spritpreise zum Anlass genommen hat, seine Forderungen zu artikulieren. Es wurden > Forderungen (Wikipédia) laut u. a. nach einer Erhöhung des SMIC, der Abschaffung der Autobahngebühren oder einer Rückkehr zum Renteneintrittsalter mit 60 Jahren und der Demission des Staatspräsidenten.

Bisher haben die Franzosen es meist noch mit einer Miene “bon enfant” hingenommen, dass Straßen, Kreuzungen und Mautstellen besetzt wurden, damit “denen da oben” starke Signale gesendet werden konnten, wenn es auch Berichte von Situationen gibt, in denen die Nerven blank lagen und bereits drei Todesopfer im Zusammenhang mit den Demonstrationen zu beklagen sind. Die Frage ist nun, ob man von einer Radikalisierung der Gilets jaunes sprechen darf, oder inwieweit sich gewaltbereite Personen (“Casseurs”) unter die Gilets jaunes gemischt haben, oder wie hoch der Anteil gewalttätiger Personen unter den Gilets jaunes ist. Ein Teil der Gilets jaunes wünscht möglicherweise keinen Führer, weil so die Spontanität der Bewegung als direkt aus dem Volk kommend gewahrt werden könne. In dieser Situation sind Verhandlungsangebote der Regierung schwierig, solange keine von der den Gilets jaunes akzeptierten Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

> « Gilets jaunes » : après les violences du 1er décembre, le gouvernement face à une crise majeure – LE MONDE, 2 novembre 2018

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