6. Westbalkan-Sommeruniversität, Pristina, Kosovo
8. Oktober 2025 von H. Wittmann
Bei er Eröffnungszeremonie der 6. Französisch-Deutschen-Europäischen Sommeruniversität für Rechtswissenschaften auf dem Balkan „Europäische Integration – Aktuelle Perspektiven und Herausforderungen Rechtsstaatlichkeit und Übergangsjustiz – Die Reflexion der Vergangenheit aus akademischer Perspektive“ – Universität Pristina (KOSOVO), 25. bis 26. September 2025 hat Professor Otmar Seul die Eröffnungsrede gehalten:
Die Rede von Prof. em. Dr. Otmar Seul bei der Eröffnung der 6. Französisch-Deutsch-Europäischen Sommeruniversität für Recht in den Balkanstaaten (Pristina, 25. September 2025) betont die Bedeutung dieser akademischen Initiative für die europäische Integration und den interkulturellen Dialog. Seit 2004 fördern die transnationalen Sommeruniversitäten juristische, ethische und bürgerschaftliche Kompetenzen und sehen das Recht als Träger europäischer Identität. Das Projekt verbindet Universitäten aus Frankreich, Deutschland und Südosteuropa und trägt zur Annäherung ehemaliger Konfliktstaaten des westlichen Balkans bei – inspiriert vom deutsch-französischen Versöhnungsmodell.
Seul würdigt die Rolle Kosovos und hebt die Zusammenarbeit mit Prof. Qerim Qerimi hervor, der den Dialog zwischen west- und südosteuropäischen Rechtskulturen als Brücke gemeinsamer Werte beschreibt. In seinem thematischen Schwerpunkt „Zivilgesellschaft und Rechtsstaat“ warnt Seul vor der weltweiten Erosion demokratischer Strukturen: Nur 15 % der Menschheit leben in einer vollständigen Demokratie. Zivilgesellschaft dürfe daher nicht idealisiert werden, da sie fragmentiert und teils selbst politisch polarisiert sei.
Er fordert die EU auf, zivilgesellschaftliches Engagement rechtlich und strukturell zu stärken, und ruft Universitäten dazu auf, empirische Forschung zu leisten und junge Menschen zu gesellschaftlicher Mitgestaltung zu befähigen. Bildung, Kultur und empirisch fundierte Politik sollten laut Seul zentrale Hebel sein, um Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und den europäischen Zusammenhalt in polarisierten Gesellschaften nachhaltig zu fördern.