Archiv für die Kategorie 'Web 2.0'

Die Tagung des Frankoromanistenverbandes in Leipzig, 19.-22.9.2012: (R)evolution der Medien

Dienstag, 18. September 2012

Ab morgen tagt der Frankromomanistenverband in Leipzig.

Auf der Homepage des Verbandes steht „Der Frankoromanistenverband versteht sich als Fachverband für alle Wissenschaftler, die das Fach Französisch und die Frankophonie vertreten. Dies betrifft Sprachwissenschafter, Literaturwissenschafter, Kulturwissenschafter und Fachdidaktiker, die sich mit einem riesigen Forschungsgebiet beschäftigen: 220 Millionen Frankophone in 51 Ländern der Erde auf 5 Kontinenten sprechen Französisch.


> Argumente für Französisch – auf diesem Blog


Der Frankoromanistenverband setzt sich für den Unterricht des Französischen an den Universitäten und Schulen ein. Er arbeitet eng mit der Französischen Botschaft und den französischen Konsulaten zusammen, um dies effektvoll realisieren zu können. Er richtet alle zwei Jahre eine Tagung aus, die ein Forum für Nachwuchswissenschaftler darstellt und die allen Fachvertretern die Möglichkeit bietet, sich innerhalb verschiedenster Sektionen wissenschaftlich auszutauschen und gemeinsam über Probleme und Perspektiven des Fachs zu diskutieren.“


> Romanistik und neue Medien – auf diesem Blog


[R]evolution der Medien

Die Tagung nimmt die Medien in einer historischen und aktuellen Perspektive in den Blick. Schon die Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit ist auch das Ergebnis einer Medienrevolution. An die Stelle der steinernen Botschaft der Architektur tritt als Medium mit einer „technischen Reproduzierbarkeit“ nämlich als der Druck, der Literatur und Wissenschaften in immer schnellere Bewegung versetzt, und sie größeren Leserschaften zugänglich macht. In den Sektionen dieser Tagung werden diese Fragen gestellt: „Welche Bedeutung hat die Erfindung des Buchdrucks für die Zirkulation des Wissens und für die Innovationen der Literatur? Wie verändert das neue Medium die Herausbildung eines neuen Lesepublikums? Wie wirken sich Zeitung und Feuilleton mit ihrer Beschleunigung der Druckverfahren (Schnellpresse, Endlospapier) auf die Herausbildung neuer literarischer Formen wie Feuilletonroman und Reportage als journalistische Form aus? (Vgl. hier etwa den Aufsatz von Fritz Nies „Schnell und viel – Gattungsbildung in Frankreich im Zeitalter des Endlospapiers“) Wie wurden und werden Medienumbrüche in der französischen und frankophonen Literatur immer wieder neu reflektiert? Welchen Einfluss hatte und haben sie auf die Sprache? Welche politische Rolle kommt in diesem Zusammenhang dem Schriftsteller zu? Inwiefern können aber auch die neuen Kommunikationsformen, die die medialen Revolutionen der allerjüngsten Zeit hervorgebracht haben, auf gesellschaftliche Verhältnisse Einfluss nehmen? (Vgl. als jüngstes Beispiel die Bedeutung der medialen Kommunikation für die Veränderung der politischen Situation in Tunesien)“

Das Medium der Sprache und die Vermittlung der Literatur durch Medien sind ein wesentlicher Forschungsgegenstand der Frankoromanistik. Mit den ‚neuen’ Medien hat sich das Feld der Frankoromanistik erheblich erweitert: Auch Methoden und die Ergebnisse der vergleichenden Medienwissenschaft die alle Arten von Medien analysiert – Filme, filmische Transpositionen, Text-Bild-Relationen, bande dessinée und Photographie, die Medien Fernsehen, Presse, Radio und Internet (Blogs, Netzliteratur…) – in den Blick nimmt, werden bei dieser Tagung berücksichtigt.

Die Tagung ist für die Frankoromanisten eine gute Gelegenheit, die Stärke und die Vielfalt der Romanistik in der Öffentlichkeit zu demonstrieren.

> Der Frankoromanistenverband im Deutschen Romanistenverband e.V.

> [R]evolution der Meiden. 8. Kongress des Franko-Romanisten-Verbands – Leipzig, 19.-22.9.2012


> Romanistik und Neue Medien – auf diesem Blog


Romanistik und Neue Medien

Dienstag, 4. September 2012
[wp-cumulus]
Zum Anklicken: Die Themen auf diesem Blog

Man darf davon ausgehen, dass heute nahezu jeder Schüler und jeder Student online ist. Zumindest in Facebook. Und zumindest mit der Handhabung von Suchmaschinen mehr oder weniger vertraut ist. Wer aber arbeitet wirklich mit den Angeboten im Internet? Wer schreibt eigene Inhalte für das Internet? Gar einen eigenen Blog. Wer macht mehr als nur Videos ins Mitmachnetz hochladen? Wer nutzt die Webinhalte, den ungeheuren Reichtum der Online-Bibliotheken und Datenbanken, um effizienter und interessanter zu lernen? Wer merkt, dass Wikipedia nicht die Welt ist? Warum sollen Studenten zielführende Recherchemöglichkeiten erst in der Uni lernen?

Der „Eingangstest“ vor einem Vortrag Romanistik 2.0. – Das Mitmach-Internet und die Wissenschaft vor über 100 Studentinnen und Studenten der Romanistik in einer deutschen Universität endete mit einem ernüchternden Ergebnis: Wer hat schon mal eine Suchmaschine bedient? (Alle) Wer hat schon mal in Wikipedia gesucht? (Alle) Wer hat dort schon mal einen Artikel korrigiert? (2) Wer hat schon mal einen Artikel für Wikipedia Artikel verfasst? (0) Wer hat eine Facebook-Seite? ca. 70 %. Wer hat auf Facebook mehr Freunde als im realen Leben? Fast alle. Wer hat schon mal einen Blog gelesen, (ein paar wenige), wer hat schon mal einen Blogartikel kommentiert? (1) Wer hat einen eigenen Blog? (1) Wer hat in Facebook mehr Freunde als im realen Leben? (Fast alle) Wer kennt Gallica.fr? (1). Vielleicht war der Vortrag über Romanistik und moderne Medien für diese Studenten ganz nützlich, weil doch nur einer von ihnen > Gallica – meine Lieblingsseite im Netz – das Online-Portal der Pariser Nationalbibliothek kannte.

Für die Vorbereitung des > Frankromanistentag in Leipzig – 19.9.-22.9.2012 – hat der > Frankoromanistenverband in seinem letzten > Bulletin des Frankromanistenverbandes einen 12-seitigen Aufsatz zum Thema „Romanistik und Neue Medien. Vom Nutzen digitaler Informationen für das Studium und die Schule“ erschienen. Dieser Aufsatz enthält viele nützliche Informationen, die Schüler in der Oberstufe und vor allem an der Schnittstelle zur Universität über das Internet und vor allem die Recherchemöglichkeiten wissen sollten.

Download des Artikels: > Romanistik und Neue Medien. Vom Nutzen digitaler Informationen für das Studium und die Schule

Neuerscheinung: Véronique Taquin, Un roman du réseau

Sonntag, 2. September 2012

french german 

Nachgefragt: Véronique Taquin, Un roman du réseau

Montag, 25. Juni 2012

french german 

Piraté ? Wenn Valérie Trierweiler zwitschert

Donnerstag, 14. Juni 2012

Actualisé : 20 juin, 11 h 21.

> Tweetgate: Trierweiler admet „avoir commis une faute“ et fait son mea culpa

Actualisé : 14 juin, 21 h 23.

Europe 1 schreibt: > Twitter : Trierweiler pense avoir été piratée. Jemand hat bei ihr am Dienstagabend nachgefragt: Europe I gibt an „Quelques minutes plus tard, la Première dame contacte, en effet, l’AFP et assure que ce dernier tweet est „apparemment“ le fruit d’un piratage.“ Sie versichert, ihr Twitter-Konto sei anscheinend gehackt worden.

Die Wesbite télégramme.com hält das Tweet für authentisch und schreibt: > „Tweet. Pour 2 Français sur 3, Valérie Trierweiler a eu tort.“

Nehmen wir nochmal den FIGARO zur Hand: > Trierweiler utilise Twitter comme une arme politique – LE FIGARO, 12, juni 2012, 18 h30.

Man kann jetzt auch mal gucken, welche Zeitungen welcher politischer Lager das Tweet für echt halten.

> Les socialistes pressés de tourner la page Trierweiler – LE FIGARO, 14 juin 2012, 19 h 48. Ein Versuch, die Affäre noch nein bisschen am Köcheln zu halten. In Rom – berichtet der FIGARO – habe Hollande sich nicht dazu äußern wollen und der Premierminister empfiehlt Trierweiler, „diskreter“ mit den Tweets umzugehen. Und der Envoyé spécial des Firgaro schriebt in diesem Artikel: „À l’évocation du tweet de Valérie Trierweiler, il a souri. ‚Je ne pense pas que le président Monti pourra répondre à cette question et je n’y répondrai pas non plus, a-t-il éludé. Ce n’est pas le lieu.‘ En partant, il a ajouté qu’il ne parlerait pas du sujet avant les législatives. Peut-être plus tard.“

Was kann man aus dieser Affäre lernen? Zuerst den vorsichtigen Umgang mit Twitter. Ein falsches Wort und die Medien nutzen die Folgen erbarmungslos aus. Der Autor des Tweets ist oft nicht mehr in der Lage, auf Französisch hieße es corriger le tir, die Bedeutung oder gar die Tragweite seines Zwitscherns zu korrigieren. Das gilt zwar auch für andere Statements, aber die 140 Zeichen von Twitter erlauben keine große Bandbreite für eine Umdeutung des Gesagten. Die Kürze der Tweets zwingt zu einer gewissen Klarheit, die alles Drumherum nicht gebrauchen kann. Und am Ende dieses Beitrags steht die Aufgabe für die Internet-Recherche mit Hilfe der > Medien: Hat Valérie Trierweiler zugunsten von Olivier Falorni getwittert oder nicht? Glaubt sie nur oder ist Ihr Twitter-Konto gehackt worden? Welche Zeitungen oder Medien übernehmen die Version der „piratage de son compte Twitter“, welche Medien kritisieren sie für Ihr Tweet und halten es für authentisch?

Actualisé : 14 juin, 13 h 30.

Man könnte mit dem Theam dieses Beitrags, Schülern beibringen, wie Journalisten genau arbeiten müssen: Es geht um ein Tweet von Valérie Trierweiler, der Lebensgefährten des Staatspräsidenten, François Hollande. Ist ihr Tweet vom 12. Juni echt? Oder wurde ihr Twitterkonto missbraucht? Das Tweet hat schon die Medien schon zwei Tage beschäftigt. Hat der Hacker schon Erfolg gehabt? Oder war das Tweet, mit dem sie dem Gegener von Ségolène Royal im 1. Wahlkreis von La Rochelle angeblich ihre Unterstützung aussprach, gefälscht?

> Trierweiler affirme que son compte Twitter a été „piraté“ mercredi – LE MONDE – 13 juin 2012 :“Valérie Trierweiler a affirmé à l’AFP que son compte Twitter avait été „apparemment piraté“ mercredi 13 juin, après l’apparition à 17 h 49 d’un message comportant un lien renvoyant vers une brève de Rue89.“

> A La Rochelle, après le tweet de Trierweiler : „T’as lu ça ? C’est énorme“ LE MONDE

> Trierweiler affirme que son compte Twitter a été piraté – LE FIGARO 13 juin 2012

Ist das Twitter-Konto von Valerie Trierweiler gehackt worden oder nicht?

Angenommen es wäre echt: Früher haben Politiker mal den einen oder anderen Satz ausgewählten Journalisten zugesteckt. Man weiß eben schon, was man wo wem und wie sagt, damit es da oder sort seine Wirkung entfaltet. Heute ist das ganz anders. Es gibt dijenigen, die mal unüberlegt oder doch mit Absicht mal laut zwitschern, in der Hoffnung oder mit dem Wissen, dass ihr Ruf nciht ungehört bleibt. Valérie Trierweiler wollte – mit ihrem Tweet – oder ein Hacker wollte Trierweiler schden – Falorni (PS) helfen, logischerweise Segolène Royal schaden und was ist mit François Hollande? „Courage à Olivier Falorni qui n’a pas démérité, qui se bat aux côtés des Rochelais depuis tant d’années dans un engagement désintéressé,“ (Le Monde, 14. Juni 2012) so lautet das > Tweet, mit dem > Valérie Trierweiler, 1ère dame de France, mit 135 Zeichen am Dienstag, 12. Juni das politische Leben in Frankreich mal so richtig aufgemischt hat. Mit dieser Mikro-Meldung unterstützt sie den Kandidaten, der in La Rochelle Ségolène Royal den Sitz der Assemblée Nationale streitig machen will. Seitdem beherrschen diese 135 Zeichen die Medien und alle fragen sich, warum Trierweiler auf diese Weise sich öffentlich gegen ihren jüngst zum Präsidenten gekürten Lebensgefährten stellt.

Die Umfrageinstitute rechnen damit, dass Olivier Falorni 58 % der Stimmen im, 1. Wahlkreis von La Rochelle erhalten wird.

> Olivier Falorni, opposant de Royal et fidèle d’Hollande – LE FIGARO 11 juin 2012

> LA ROCHELLE – Royal montre ses griffes – LE POINT 14 juin 2012

Die Formulierung in Le Monde resümiert den Verlauf des Wahlkampfs vor dem 2. Wahlgang: „Le moment choisi (der Zeitpunkt des Tweets von Trierweiler, H.W.)- entre les deux tours du scrutin législatif – offre en outre un refuge médiatique providentiel à la droite, aux prises avec ce qui aurait dû être le sujet du jour : les embarras de l’UMP face au Front national.“ (LE Monde 14 jui 2012) – Die Twitteraffäre kommt Hollande sicher nicht gelegen. Er kann sich relativ sicher sein, am nächsten Sonntag eine sicherer Mehrheit in der Nationalversammlung uzui bekommen. Dann sind aber der Wahlkampf und Wahlgeschenke erstmal vorbei. Der politsche Alltag wird wieder da sine und es gilt was LE MONDE heute schreibt: Noch zögern der Präsident und sein Premierminister en détail zu sagen, welchen Sparanstrengungen auf die Franzosen zukommen werden: „… les deux têtes de l’exécutif rechignent à endosser les habits de Cassandre.“

Das Twewet ist eine öffetnliche Brüskierung von Hollande: LE Monde, 14 juin 2012: „Le tweet de Mme Trierweiler est une authentique erreur politique. Sa première victime en est l’image d’un président cohérent, serein et maître de son message.“ Man darf sich fragen, ob das gutgeht. 1ère dame de France und die Absicht, Jourtnalistin zu bleiben. Kann das gut gehen? Twitter war für sie eine Falle. Vielleicht aht sie die Folgen beim Zwitschern nicht bedacht? Das kann nicht sein, weil das kleien Tweet zu offenkunbdig direkt in den Wahlkampf eingreifen will. Ob das eine scène de ménage im Elyséepalast gegeben hat? Möglicherweise hat man in der Umgebung des Präsidenten zu erst gehofft, dass sich ein Spaßvogel einen Scherz erlaubt hat. Das Zwitschern soll echt gewesen sein. Und ein Berater des Präsidenten fühlte sich – so Le Monde – „littéralement scotché.“ Oder ist doch ein „Fake“, wurde ihr Twitteraccount gehackt?

Wie gesagt. Eine echte Internet-Recherche-Aufgabe: Mme Trierweiler a-t-elle envoyé un tweet pour soutenir Olivier Falorni ?

Ergänzung, 15.6.2012:

Hm, hat sie nun immer alleine von ihrem Twitter-Konto gezwitschert oder nicht?

> Les dessous du tweet de Valérie Trierweiler – France24 – 14 juin 2012

Wahrscheinlich ist es besser, dass Politiker den Umgang mit Twitter meiden. Twittern ist immer eine Gratwanderung. Man kann zu beiden Seiten runterfallen oder ein anderes Bild: Zwischen Informieren und Beeinflussen ist der Spalt so breit, dass man dort leicht hineinfällt.

Le monde numérique, les lettres et l’écriture

Dienstag, 29. Mai 2012

Die Welt ist digital geworden und es gibt kein Zurück mehr.
> Ohne PC ist ein Studium kaum noch möglich?. Milad Doueihi,
> Pour un humanisme numérique (Rezension), Paris: Seuil, 2011. Statt die digitale Welt als eine Fatalität zu akzeptieren, schlägt Milad Doueihi uns vor, die Technik in den Griff zu nehmen, sie besser zu beherrschen und mit unserer Imagination ihre Möglichkeiten auszunutzen. In einem langen Kapitel über die Freundschaft untersucht Doueihi alle Formen des Austauschs als neue Zeichen eines „urbanisme virtuel“ (S. 73). La distance critique de M. Doueihi par rapport à ces réseaux lui permet de reconnaître les failles et les contraintes auxquelles sont soumis les usagers de Facebook, par exemple. er ist sich der Gefahren des „Solitude numérique“ (p. 85-91) sehr wohl bewusst.
Das Kapitel über Anthologien (S. 105-138) enthält Überlegungen über das Verhältnis vom Schreiben zum Lesen. Doueihi will nicht vom Schrecken der Technik (cf. S. 163) sprechen, er zieht es vor, die digitale Welt mit „l’imaginaire du numérique“ zu verbinden: „[il] dessine un nouvel espace partagé entre le réel et le virtuel.“ (S. 166) Das kann man kaum in Abrede stellen, ein Student wird heute mit dem Internet möglicherweise schneller als noch vor 20 Jahren eine Bibliographie zu seinem neuen Seminarthema erstellen können. Aber nach wie vor bleibt die Arbeit mit oder im Internet nur eine Ergänzung ordentlicher und präsziser Bibliotheks- und Archivarbeit. Die vollständige Rezension: > L’impact du numérique sur nos sociétés

Die neue > Bibliothek am Mailänder Platz in Stuttgart visualisiert die digitale Distanz zum Buch.

François Bon beschreibt die Zeit nach dem Buch, après le livre, Paris: Seuil, 2011: Die Veränderung, die wir erleben, ist für ihn unwiderruflich und hat längst begonnen. Es geht um das Schreiben: „Accorder son traitement de texte,“ rät er seinem Leser und gibt zu erkennen, wie jeder Schreibprozess mit all seinen Erscheinungsformen und Formatierungen das Lesen beeinflusst. Lesen und das Schreiben gehört zu seinen Themen. Sein Anfang ist geschickt gewählt. Folglich ist auch das Lesen am Bildschirm etwas anderes als das Lesen einer Buchseite. Und er weiß auch, dass eine Liseuse auch mit einem dicken Buch ausgerüstet keinen dicken Buchrücken hat. Und das stört uns. (S. 25) Selbst das digitale Buch ist für Bon nur ein Übergang. IPad und PC, das Schreiben ändert sich, aber er bleibt dabei: „le corps écrit.“ Le Bon zeigt vor allem, dass die digitale Welt auch das Schreiben und die Schreibgewohnheiten beeinflusst und verändert. Le Bon hat nicht ganz unrecht, würde man ihm bedingungslos folgen, muss man die folgende Frage verneinen: > Peut-on encore exister sans Internet? Oder kann man ohne das Internet studieren? – Aber in welcher Hinsicht ist die digitale Welt für einen Romanisten wirklich notwendig? WIe viele von ihnen nutzen das Internet aktiv, um auf ihren eignen Seiten eigene Inhalte zu verbreiten? Oder werden Romanistik-Studenten immer mehr zu bloßen Rezipienten. Die vollständige Rezension dieses Bandes: > Die digitale Welt – Gibt es bald keine Bücher mehr?

Beide Autoren haben mit ihren Visionen nicht ganz unrecht. Auch die Welt des Unterrichts 2.0 hat sich gewandelt: > Französischunterricht und das Web 2.0.

Auf diesem Blog:

> Das Ende des Flanierens im Internet oder die “Tyrannei des Sozialen”
> Peut-on encore exister sans Internet? Oder kann man ohne das Internet studieren?
> Online lernen
> Web 2.0 – 165 Beiträge auf diesem Blog

Das Ende des Flanierens im Internet
oder die „Tyrannei des Sozialen“

Freitag, 10. Februar 2012
[wp-cumulus]
Zum Anklicken: Die Themen auf diesem Blog

Mit der „Tyrannei des Sozialen“ bezeichnet Evgeny Morozov die Vereinnahmung durch die sozialen Netzwerke, man könnte auch gleich fragen, ob es die „kollektive Intelligenz“ wirklich gibt, ob Kollektiv und Intelligenz sich wirklich reimen, oder ob unsere Aufmerksamkeit im Internet nicht ständig für die Werbung und den Konsum mehr oder weniger schamlos missbraucht wird. Evgeny Morozov erinnert an seine Modemgeräusche beim Aufrufen der ersten Websites. Das waren noch Zeiten. Das Modem, der kleine weiße Kasten mit der Telefonleitung, und dann war der PC das erste Mal online. Langsam bauten sich die Seiten auf und gaben den Blick auf die Cyberwelt frei. Und man konnte klicken, Hyperlinks oder einfach Links aussuchen und die Reise begann. Surfen hieß Links anklicken, seinen Assoziationen freien Lauf zu lassen, mal wieder zurückgehen, oder ganz neue Seiten entdecken, immer im Abgleich mit seinen eigenen Interessen, immer bereit, den eigenen Horizont zu erweitern. Jeden Tag neue Websites entdecken. 1996 hatte meine Seite „Romanistik im Internet“ über 4500 Websites für die Studenten gesammelt. Als Katalog natürlich der heutigen Sucheingabe > Romanistik überlegen, weil das heutige Suchergebnis Ordnungskriterien folgt, die der Fragenden nicht kennt. Die Anordnung ist x-beliebig könnte alphabetisch, nach Größe der Website, nach ihrem Alter oder nach der Anzahl ihrer Farben erfolgen, ein Sinn ist nicht erkennbar, er wird den Suchenden nicht nur systematisch, er wird ihnen ganz einfach abgewöhnt oder vorenthalten.

Mit dem Bild Pariser Straßenszene des Impressionisten > Gustave Caillebotte (1848-1894), das aber eigentlich > Rue de Paris, temps de pluie (1877, 212 cm x 276 cm) heißt und im Art Institute in Chicago hängt, beginnt der Spiegel in der Rubrik Netzkultur die Übersetzung eines Beitrags von > Evgeny Morozov aus der > New York Times – Sunday Review > Der Tod des Cyberflaneurs (DER SPIEGEL, 9.2.2012): „Das Spazierengehen, das Flanieren im Netz stirbt einen langsamen Tod. Schuld sind Facebook und Google. Effizienzversessenheit und die Tyrannei des Sozialen machen dem Cyberflaneur den Garaus,“ so beginnt Evgeny Morozov.

Der Flâneur erscheint schon im 19. Jahrhundert. Ohne ein bestimmtes Ziel durchstreift er die Stadt. Inkognito – und nicht mit einem Namensschild über dem Bauch, wie heute in den sozialen Netzwerken:

„Flaneur“ in: Wikipedia: „Mit Edgar Allan Poes Erzählung Der Mann in der Menge (1840, H.W. – Der Mann in der Menge -) fand der Flaneur seinen Eingang in die Literatur.“ Hm, nicht ganz richtig:

Dumersan, Brazier, Gabriel, La journée d’un flâneur, comédie en quatre actes, melée de couplets, réprésentée pour la première fois, sur le Théâtre des variétés le 3 novembre 1827, Paris 1827, S. 4:

Mit einem Klick auf das Zitat kann man das Buch bei Google-Books aufschlagen.

S. 8:

S. 35:

Der Flâneur kommt noch früher (1801 gibt Google Books an, stimmt aber nicht – die bibliographischen Angaben sind oft falsch bei Google-Books- beliebig mal so mal so, eingescannt sagt der PC-Spezialist, falsch sagt der Fachmann) vor: H. F., Courrier du Montréal, > Echo de la lecture paroissale, Vol IV, Nr. 9. Montréal – Bas-Canada 1862, S. 195:

Auguste de Lacroix, > Le Flâneur, in: Les Français peints par eux-mêmes: encyclopédie morale du 19e siècle, 3. Bd., Paris, 1841, S. 68-72, hier S. 69:

> Charles Baudelaire (1821-1867) hat den > Flâneur in > Le peintre de la vie moderne beschrieben:

Später hat > Walter Benjamin (1892-1940) den > Flaneur in seinem Passagenwerk (Vgl. W. Benjamin, Gesammelte Schriften. hg. v. R. Tiedemann, H. Schweppenhäuser. Frankfurt am Main 1972–1999: Band V/1: Das Passagen-Werk, S. 1–654., Band V/2: Das Passagen-Werk, S. 655–1350.) ausführlich vorgestellt.

Der Flaneur kann mit dem ersten Surfer, Internet-Wellenreiter, verglichen werden. Sich treiben lassen, wie oben angedeutet, seinen Assoziationen klickend freien Lauf lassen. Liest man den oben zitierten Artikel von Evgeny Morozov und sein Diktum von der Tyrannei des Sozialen wird schnell klar, was er meint. Alles begann damit, oder der Anfang vom Ende war der Wunsch eines Kollegen, eine Website so zu bauen, möglichst keine Links in die Welt des Internets, um die Besucher möglichst lange auf der Website zu halten.


< Auguste de Lacroix, > Le Flâneur, loc. cit., S. 65.


Links zu anderen Websites waren verpönt. SO sehr viel hat sich daran nicht geändert, viele Website-Autoren versuchen alles, um in Google ganz oben zu erscheinen und konzentrieren sich auf alle technischen Probleme auf SEO statt auf relevante Inhalte. Und heute haben es die großen krakenartige Fangarme von Google, Facebook – vgl. die > Kritik an Facebook – , Twitter und Co. geschafft, dass die meisten Internet-Teilnehmer auf die Frage, welche Seiten benutzen Sie regelmäßig nur eine kleine Zahl von Websites nennen. Man hat seine Gewohnheiten im Internet, das Surfen, das Cyberflanieren wird uns von den > sozialen Netzwerken, die so sozial nun wirklich nicht sind, abgewöhnt. Evgeny Morozovs Artikel ist sehr lesenswert, weil er auch klar und präzise die heutigen Missstände aufdeckt: „Facebook will ein Internet schaffen, in dem Filmesehen, Musikhören, Bücherlesen und sogar das Surfen im Web nicht nur öffentlich, sondern sozial und kollaborativ geschehen.“ Das ist nichts anderes als die Vereinnahmung des Einzelnen durch Facebook, alle FB-Teilnehmer undifferenziert und inflationär zu „Freunden“ machen. Die vielen Regeln, mit denen FB das soziale Miteinander bestimmen will, haben mit dem wirklichen Leben, mit dem anonymen Flanieren in der Großstadt nichts zu tun. Jede Art von mobilem Zugang verstärkt die Bindung an die eigene Facebook-Seite, auf der man jeden Tag aufs neue die Zahl der Freunde checken kann kann, gut dass FB so viele Funktionen hat, die alle zu verwalten.

Auf oder > in Facebook hat unser Frankreich-Blog auch eine Seite. Wie hoch ist der Aufwand im Verhältnis zum Ergebnis für das Frankreich-Blog? Das hält allenfalls so gerade eben die Waage, mehr aber auch nicht. Das Schreiben auf dieser FB-Seite erhöht den Inhalt für FB, gibt einen Teil meiner Aufmerksamkeit – die Währung des Internets – als Bezahlung an FB. Und die Besucher dieser Seite sehen sehen dort immer nur 30-40 % die wirklich unseren Blog betreffen, die anderen 60-70% sind Werbung für alles andere, mit dem FB immer mehr Geld verdient oder Aufmerksamkeit einheischt. Der schleichenden Vereinnahmung durch FB sind so kaum Grenzen gesetzt.

Bibliographie

Charles Baudelaire, > Le peintre de la vie moderne.
Dumersan, Brazier, Gabriel, La journée d’un flâneur, comédie en quatre actes, melée de couplets, réprésentée pour la première fois, sur le Théâtre des variétés le 3 novembre 1827, Paris 1827.
H. F., Courrier du Montréal, > Echo de la lecture paroissale, Vol IV, Nr. 9. Montréal – Bas-Canada 1862.
Jules Noriac, > Journal d’un Flâneur, Paris 1865.
Auguste de Lacroix, > Le Flâneur, in: Les Français peints par eux-mêmes: encyclopédie morale du 19e siècle, 3. Bd., Paris, 1841, S. 68-72.

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Mittwoch, 8. Februar 2012

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