Vor 70 Jahren : Der Bruch zwischen Jean-Paul Sartre und Albert Camus

28. Juni 2021 von H. Wittmann



| Deutsch-Französischer Ministerrat am 31. Mai 2021 | Online #Französischlernen I ff.: Die Übersicht | Online unterrichten und lernen | Macron: “Nos sociétés deviennent plus violentes à cause de ces usages.” | Le discours d’Emmanuel Macron: Commémoration du bicentenaire de la mort de Napoléon Ier. | Dossier: Écriture inclusive, ou non exclusive ? | Der Start der Konferenz zur Zukunft Europas | Nochmal: Mobbing in der Schule | Französisch-Online-Lernen in Zeiten der Pandemie | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf Besuch im Élysée-Palast |


Sie waren eigentlich Freunde, hatten gegenseitig ihre Romane wie La nausée und L’étranger rezensiert, hatte zusammen Theater gemacht und doch haben ideologische Gegensätze ihre Freundschaft beendet. Als L’homme révolté 1951 erschien, sollte eine Rezension auch in der von Sartre mitbegründeten Zeitschrift Les Temps modernes erscheinen.(1) Francis Jeanson übernahm diese Aufgabe und schrieb einen Verriss, den Albert Camus ihm, der Zeitschrift und auch dem Direktor Jean-Paul Sartre übelnahm. Camus schrieb an seinen Freund Sarte (“Monsieur le Directeur…”), beklagte sich über den Rezensenten, die Renzeion und fühlte sich missverstanden. Sartre veröffentlichte diesen Brief und auch seine Antwort an Cmaus (“Mon cher Camus…”) in der nächsten Nummer der Temps modernes, Herablassend äußert er sich, Camus solle L’être et le néant nochmal lesen, das sei aber eine schwierige Lektüre für ihn, er könne ihm antworten, aber er, Sartre, werde dies nicht mehr tun. Dieser Bruch der Freundschaft verletzte Camus noch mehr als die Rezension. Und Sartres Verweis auf ein Buch, sein philosophisches Hauptwerk, das mit dem Streit gar nichts zu tun hatte? Zu einer Zeit, wo Sartre sich der PCF als compagnon de route näherte, um auf sie einzuwirken, eine Vorhaben, das zum Schietern verurteilt war, hatte Cmaus diese Erfahrung schon hinter sich, er wurde 1937 aus der PCF ausgeschlossen. Der Streit spielte sich auf einer politischen und ideologischen Ebene ab, auch auf einer biographischen Ebene. Der Streit berührte Sartres und Camus’ gemeinsames Eintreten für die Freiheit der Kunst nicht. Noch heute wird, werden beide Namen zusammen genannt, werden zuerst ihre ideologischen Gegensätze und der Bruch ihrer Freundschaft genannt. Ihre Werkteile, die die Kunst betreffen, geraten dabei völlig zu Unrecht in den Hintergrund:

> Sartre/Camus “La bataille de L’homme révolté” – France-Culture – 26 juin 2020 :

Pascal Rénéric und André Marcon erinnern an die Auseinandersetzung um L’homme révolté.
Gelesen von : Pascal Rénéric (Albert Camus), André Marcon (René Char, Francis Jeanson, Jean-Paul Sartre) et Adèle Van Reeth (Simone de Beauvoir)

Assistante à la réalisation : Sophie Pierre
Equipe technique : Ivan charbit, Antoine Viossat

1. Sartre, J.-P., Mon cher Camus, in: Les Temps modernes, Août 1952 (335-353), wiederabgedruckt in: ders., Réponse à Albert Camus, in: Situations, IV, a. a. O. (90-125).

Aronson, R., Camus & Sartre, Amitié et combat, übers. v. D. B. Roche, D. Letellier, Paris 2005: vgl. Wittmann, H. [Rezension]: www.romanistik.info/ronald-aronson-camus-sartre-amitie-et-combat

Jeanson,F., Albert Camus ou l’âme révoltée, in: Les Temps modernes 79, Paris 1952 (2070-2090).
— Pour tout vous dire, in: Les Temps modernes 82, August 1952 (354-383).

Kuhn, Ch.,„Monsieur le Directeur“, „Mon cher Camus“. Die Anatomie eines Bruchs, in: B. Wilczek (Hg.), Paris 1944-1962. Dichter und Denker auf der Straße, Bühl-Moos 1994 (93-102).

Sprintzen, D. A./Hoven, A. van den (Hrsg.) Sartre and Camus. A Historic Con-frontation, New York 2003. – Vgl. Dazu die Rezension: H. Wittmann, Der Streit zwischen Sartre und Camus: www.romanistik.info/der-streit-zwischen-sartre-und-camus

Bakewell, S., Das Café der Existentialisten. Freiheit, Sein und Aprikosencocktails mit Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Martin Heidegger, Edmund Husserl, Karl Jaspers, Maurice Merleau-Ponty und anderen, übers. v. R. Seuß, München 2016,

Alle Quellenangaben s. hier: H. Wittmann, Sartre, Camus und die Kunst. Die Herausforderung der Freiheit. Reihe Dialoghi/Dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs. Hrsg. v. Dirk Hoeges, Band 18, > Verlag Peter Lang, Berlin, Bern u.a., 2020, S. 191-205.

Die Kommentare sind geschlossen.

Der Frankreich-Blog auf

France-blog.info auf Facebook

Follow FranceBlogInfo on Twitter


> Der Brief an alle Schülerinnen und Schüler: Französisch-Leistungs- oder Grundkurs bis zum Abitur

> Der Autor dieses Blogs

> Konzeption unseres Blogs

> Fehler auf unserem Blog

> Impressum

> Datenschutz

> Anfragen für Vorträge, Workshops und Fortbildungen


> Beiträge mit Aufgaben für Schüler/innen

> Apprendre le français – faire des exercices ****


Immer aktuell:

> Twittern für die deutsch-französische Kooperation

> Twittern. Frankreich und Deutschland in der EU

> Deutsch-französisches Twittern, aus der Perspektive der Außenministerien

> Deutsch-französische Beziehungen: Suchen im Internet – Linklisten


> Les discours d’Emmanuel Macron sur l’Europe

> Digital unterrichten – Enseigner avec le numérique = Ein Handbuch für das digitale Lernen

> Argumente für Französisch

> Apprendre l’allemand: Argumente für Deutsch

> Unsere Videos

> Unsere Videos auf Twitter Schüleraustausch?

> Kleinanzeigen auf der Website des DFJW/OFAJ

> Froodel.eu - Entdecke Deine französische Welt