Diese Woche hatte ich die Chance und das Glück gleich zweimal bei der Vorstellung des 2. Bandes des deutsch-französischen Geschichtsbuchs mit dabei zu sein. Diesmal fand die Veranstaltung im > Centre Culturel Franco-Allemand in Karslruhe statt, dessen Direktor Robert Walter die französischen Gäste und Michaela Braun vorstellte. Die beiden französischen Herausgeber, Guillaume Le Quintrec et Daniel Henri haben mich gestern Abend in Karlsruhe gewarnt, sie würden die gleiche Präsentation wie in > Tübingen machen.
Stimmt, es war dasselbe Buch, aber die Vorstellung war dennoch ganz anders, ein anderes Publikum, ein anderer Ort, andere Fragen und Michaela Braun (Bendorf) eine Ko-Autorin des Buches berichtete von ihrer Arbeit an diesem Band. Mit jeder weiteren Vorstellung habe ich bisher mehr über die Konzeption dieses Buches erfahren, die Auswahl der Themen, den Abgleich mit den Lehrplänen, die Seitengestaltung und vor allem mehr über die didaktischen Grundlagen. Kurzum, die Diskussion macht wieder den Erfolg und dei Einzigartigkeit dieses Projektes deutlich.
Wenn man die identischen Versionen der deutschen und französischen Ausgabe des Geschichtsbuches vergleicht, werden einem nicht sofort die besonderen Schwierigkeiten und Probleme auffallen, die die Autoren aus beiden Ländern gemeinsam lösen mussten. Aus Gründen des Layouts mussten die Übersetzer darauf achten, dass die deutschen und französischen Texte annähernd gleich lang werden und zugleich mussten sie die richtige Übersetzung oder Übertragung spezifischer Ausdrücke beachten. An diesem Abend haben die Autoren viele Fragen aus dem Publikum beantwortet. Ihre Erklärungen vermittelten interessante Einblicke in didaktische Probleme. Dadurch wurde erkennbar in welch besonderem Maß gerade dieses Geschichtsbuchs auch einen Vergleich und eine Art Synthese des Geschichtsunterrichts in beiden Ländern anbietet.
Die beiden französischen Herausgeber von Histoire/Geschichte, Guillaume le Quintrec und Daniel Henri, werden das Buch einem interessierten Lehrerpublikum in einem Workshop vorstellen und diskutieren mit den Wissenschaftlern Ulrich Pfeil und Corinne Defrance über das deutsch-französische Projekt.
Vier Veranstaltungen der französischen Institute finden in Baden-Württemberg statt:
Mintag, 30. Juni um 19.30 Uhr im Haus der Geschichte Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 16
1. Juli um 20.15 Uhr im Deutsch-Französisches Kulturinstitut Tübingen, Doblerstr. 25
Bei einer Feierstunde im Großen Salon der Sorbonne haben am 23. April 2008 der französische Bildungsminister Xavier Darcos und der Bevollmächtigte für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, den zweiten Band des deutsch-französischen Geschichtsbuches vorgestellt.
Xavier Darcos nannte vor allem drei Herausforderungen, denen sich die Autoren und die Herausgeber gestellt haben: Zunächst musste eine gemeinsame Konzeption gefunden werden, damit der Inhalt des Bandes die Lehrpläne in Frankreich und in den 16 Bundesländern abdecken kann. Eine wissenschaftliche Projektgruppe wurde eingerichtet, der es, so der Minister, gelang, Kompromisse zu finden, um die Verschränkung der Blickweisen und der Perspektiven zu realisieren. Die zweite Herausforderung bestand darin, unterschiedlichen historiographischen Traditionen zu vereinen, eine Aufgabe, die dem Minister besonders im 2. Band sehr gut gelungen erscheine. Die dritte Herausforderung sei das Geschichtsverständnis in beiden Nationen: Es gelang den Autoren, eine gemeinsame Vision der Geschichte zu formulieren – aber, so fügte der Minister hinzu, die Historiker in beiden Ländern seien es gewohnt zusammenzuarbeiten.
Die Ansprache von Xavier Darcos:
12 minutes
„Wie man einen Berg von Vorurteilen abräumt“ – mit diesem Titel einer deutschen Zeitung hat Klaus Wowereit den Erfolg dieses Projektes resümiert. Der Regierende Bürgermeister von Berlin und Bevollmächtigte für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit erinnerte an die dunklen Jahre der deutsch-französischen Beziehungen. Er wies auf die erfolgreiche Kooperation der Historiker hin, denen es mit diesem Band gelungen sei, die Vorurteile zwischen Frankreich und Deutschland zu benennen und zu erklären. Die deutsch-französischen Beziehungen seien wie eine Ehe – man müsse stets daran arbeiten und sie pflegen, damit sie frisch bleibt. Das deutsch-französische Geschichtsbuch leiste dazu einen wichtigen Beitrag und sei ein Modell für die Aussöhnung einst verfeindeter Nationen.
Le Grand salon
Schließlich dankte der Bevollmächtigte den Herausgebern, den Autoren und den Verlagen für die Realisierung dieses Projekts. Er betonte ausdrücklich die Beteiligung des Deutsch-Französischen Jugendwerks DFJW und dankte den Generalsekretären für ihre Unterstützung durch die Einrichtung des deutsch-französischen Jugendparlaments.
L’allocution de M. Klaus Wowereit:
18 Minuten – mit der Ãœbersetzung
Nach diesen beiden Ansprachen haben Catherine Lucet (Editions Nathan) und Ilas Körner-Wellershaus (Ernst Klett Verlag) die Arbeit der Herausgeber beschrieben:
Eine Diskussionsrunde, in der auch Françoise Fougeron (Directeur General Edition Nathan) und Peter Geiss, der Herausgeber auf deutscher Seite, Fragen beantworteten, beendete die Feierstunde:
Der Generalkonsul und Direktor des Institut français in Stuttgart, Christian Dumon begrüßte die Teilnehmer der Pressekonferenz. Er betonte die Bedeutung dieses Ereignisses und bat Minister Rau, Professor Chaix, Dr. Grießinger und Dr. Michael Klett das Geschichtsbuch vorzustellen.
Dr. Michael Klett, Verleger und Vorstandsvorsitzender der Ernst Klett AG, betont die Relevanz des Projektes für die deutsch-französischen Beziehungen: „Die Verständigung zwischen den Ländern war und ist auch heute nicht immer einfach. Man muss wissen, warum sich Deutschland und Frankreich einst entzweit haben, erst dann versteht man wahrhaft, aus tieferen Gründen, diese Freundschaft.“
Dr. Michael Klett, 8 Minuten:
Herr Dumon fragte Herrn Grießinger, wie das Buch in den Schulen in Baden-Württemberg angekommen sei:
Dr. Andreas Grießinger, 6 Minuten:
Der dritte und letzte Band der Verlage Ernst Klett (Leipzig/Stuttgart) und Nathan (Paris) zur Geschichte von der Antike bis zum Wiener Kongress erscheint voraussichtlich 2009. Alle drei Bände begutachten die Geschichte Europas aus zwei Blickwinkeln: Diesseits und jenseits des Rheins wird die Geschichte anders erlebt und anders erinnert – und dennoch ist es eine gemeinsame Geschichte.
Am 9. April wurde der zweite Band des deutsch-französischen Geschichtsbuches während einer Pressekonferenz und einem Festakt der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt: Der Bevollmächtigte für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, und der Minister für Bildung der Republik Frankreich, Xavier Darcos, nahmen an diesem Festakt teil.