Éditoral : KI/IA in der Schule – dans l’éducation
26. Juni 2025 von H. Wittmann
Schulen und Lehrer/innen schwanken zwischen Bewunderung und Bedenken. Die einen sind begeistert von so viel technischem Fortschritt und verlangen eine schnelle Digitalisierung des Unterrichts, die anderen haben Bedenken, ob nicht jetzt Täuschungsversuchen aller Art Tür und Tor geöffnet werden.
In der Tat sind die Ergebnisse die die vielen Angebote im Netz mit Hilfe der KI erstaunlich. Schon werden neue Lehr- und Lernmethoden mit Hilfe der Ki gefordert. Neue Prüfungsformate werden erdacht.
Bei allem Hype werden aber die grundsätzlichen Schwächen der neuen KI übersehen. Der gerade veröffentlichte Bericht > L’IA en éducation. Cadre d’usage des Ministère de l’Education Nationale, de l’Enseignement supérieur et de la Recherche übersieht nicht (S. 4) wie die generative KI arbeitet: Unsere Redaktion hat es so ausgedrückt: Sie rechnet > Wortnachbarwahrscheinlichkeiten aus, das hat mit einem systematischen Arbeiten an einem Text z. B. in der Bibliothek zusammen mit einer dort üblichen Recherche nichts zu tun. Man gebe als Prompt „Erkläre das Europa der Vaterländer“ ein und erhält den Hinweis „Der Begriff wurde besonders von Charles de Gaulle, dem ehemaligen Präsidenten Frankreichs, geprägt.“ S. Das Europa der Vaterländer… auf diesem Blog. Oder man bittet die Ki den Roman „Der Fremde“ von Albert Camus zu resümieren.
Schülerinnen und Schüler lernen mit der KI, wenn sie keine entsprechende Anleitung bekommen, nicht das Lernen, d. h. hier das Erarbeiten eines Stoffes. Wie leicht ist im Handumdrehen ein Referat mit der KI erstellt, die PPT wird sogar gleich mitgeliefert. Das erinnert an die Schülerin, die in der Klausur einige richtige Sätze schreibt, aber auf Nachfrage nichts davon übersetzen kann. Montaigne würde sagen, der Magen hat seine Operation nicht gemacht oder anders ausgedrückt: Die KI hat kein Weltwissen, vgl. Lesebericht und Nachgefragt: Michael Wildenhain, »Eine kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz« – Verfasst von Heiner Wittmann, 3.3.2024.
Das eigentliche Problem hat unsere Redaktion schon vor dem Erscheinen der KI benannt: > Schreiben Sie mit der Hand oder der Tastatur? – 24. August 2017.
Natürlich lassen sich Lernszenarien entwickeln, die den Schüler zum selbständigen Lernen führen – sollten. Aber auch wenn die KI mit einem Prompt zum Nachhilfelehrer gemacht wird und den Subjonctif erklären sollen, macht sie das sogar mit Übungen und Lösungen. Aber der entscheidende Schritt des Lernvorgangs, das Kapitel in einer Grammatik aufzusuchen und seine Einbettung in den Lernstoff zu begreifen, wird von der KI verschluckt. Oder die Schülerinnen und Schüler lassen sich von der KI für irgendwelche Zwecke Texte verfassen und merken nicht, wie das Verhältnis von Text und Autor von der KI ignoriert wird. An die KI gewöhnte Schülerinnen und Schüler lernen nicht, in einer Bibliothek zu arbeiten und gewöhnen sich an zu glauben, sie fänden alles im Internet. Ein Schüler berichtet mir, er schreibe eine Klausur über „Nathan der Weise“ und war erstaunt, wie er die Klausur nach der Lektüre des Dramas mit Hilfe einiger Seiten aus Büchern in der Bibliothek richtig gut vorbereiten kann. Oder geht das mit KI doch besser? > Literatur und die KI