Zusammen mit dem Institut français des relations internationales (Ifri) und der Robert Bosch Stiftung organisiert die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. seit 2007 den „Deutsch-französischen Zukunftsdialog“, ein Projekt, das dem Aufbau eines Netzwerks deutscher und französischer Nachwuchsführungskräfte dienen soll. Im Jahr 2011 wird das Projekt zum fünften Mal ausgeschrieben.
Zielgruppe sind Hochschulabsolventen zwischen 25 und 35 Jahren, die ihre berufliche Laufbahn in den Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien oder Technik begonnen haben. Auch Doktoranden können an dem Projekt teilnehmen. Nähere Informationen zum Zukunftsdialog können Sie dem beigefügten Informationsblatt und der Internetseite www.zukunftsdialog.eu entnehmen.
Die Verabsolutierung digitaler Arbeitsweisen ist nicht unproblematisch: > Ecrivez-vous à la main ou tapez-vous au clavier ? Meine Schüler würden lernen, den PC als ein Hilfsmittel einzusetzen. Und meine Studenten sollten sich daran erinnern, dass ein mit Füller und mit voller Konzentration geschriebener Text – die Gedanken fließen wohlgeordnet per Tinte auf das Blatt! -eben einfach besser wird als ein Text, den man auf der Tatstatur ohne viel Konzentration, man kann ja dauernd korrigieren, löschen, verschieben – in den PC klimpert.
Die PC-Technik bringt es mit sich, dass pädagogische Ziele, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung formuliert werden, sich vornehmlich auf die Technik (Zugang zu digitalen Ressourcen, Ausbildung, um digitale Inhalte zu nutzen, Digitale Dienste erweitern, Kooperation mit den lokalen Verwaltungen, Ausbildung der Schüler hinsichtlich der Informationstechnologien) konzentrieren und dabei in Gefahr geraten die Inhalte, Methoden und Ziele der Persönlichkeitsbildung (Orientierungswissen, Methodenwissen, Konzentrationsfähigkeit, selbständiges Arbeiten, Kombinationsfähigkeit) aus dem Blick zu verlieren. Diese Überlegungen müssten hier demnächst weiter differenziert werden. Schüler, die mit Wikipedia Referate vorbereiten ersticken leicht im Informationschaos und erhalten nicht das Gespür für Differenzierungen. Ohne ein sachgemäße Anleitung werden sie nicht verstehen, auf welch heiklen Wegen die Beiträge in Wikipedia zustandegekommen sind: > Internet: Surfen oder suchen Sie?.
Wie so oft gibt es aber zur Zeit noch Probleme für die Finanzierung des ehrzgeizigen Vorhabens, da die Die Hoffnung auf eine Finanzierung aus Mitteln der Großen Staatsanleihe sich nicht erfüllt haben. Zur Zeit hat der Erziehungsminister für die Schulen nur 60 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre.
Der Minister weiß auch, dass noch großer Nachholbedarf hinsichtlich der Fortbildung besteht:
In Frankreich haben 100 Schüler 12,5 PC. Frankreich liegt damit über dem Durchschnitt der EU-Staaten, bleibt aber noch weit hinter Großbritannien zurück. Der Erziehungsminister versprach in seiner Pressekonferenz vom 25.11.2010 eine bessere Koordinierung zwischen dem Staat und den Gebietskörperschaften.
Im ersten Gespräch auf Französisch fragt Wormser Alfred Grosser nach seiner Beurteilung der politischen Situation in Europa. Grosser antwortet mit seiner Idee eines „schöpferischen Gedächtnisses“. Er meint damit, dass die Erinnerung an die Leiden in eine schöpferische Kraft umgewandelt werden muss. Er erinnert an das Werk Robert Schumans, das für den europäischen Einigungsprozess so wichtig war. Grosser glaubt dass der Euroskeptizismus eher eine Sache der politischen Klasse als der Bevölkerung ist. Er bedauert das fehlende Interesse der Medien gegenüber Europa und die französische Arroganz. Er unterstricht die Notwendigkeit wichtiger gemeinsamer Projekte, besonders zwischen Deutschland und Frankreich, sowie zwischen Deutschland und Polen
Im zweiten Gespräch auf Deutsch geht es um die Politik in Deutschland. Alfred Grosser kritisiert die strenge deutsche Wirtschaftspolitik gegenüber Frankreich und die Aufgabe der Wehrpflicht. Er bedauert die demographische Stagnation und den Misserfolg Integrationspolitik. Er nennt aber Erfolge der Unternehmer. Der Vergleich der Erziehungssysteme auf beiden Seiten zeigt jeweils spezifische Vorteile. Und Grosser betont die Notwendigkeit des Austauschs und der Begegnungen zwischen Deutschland und Frankreich.
Botschafter Bernard de Montferrand: „Im Mittelpunkt dieses Treffens steht zu Recht die Frage der Industriepolitik, insbesondere im Zusammenspiel mit der Sozialen Marktwirtschaft. Das Konzept Industriepolitik, das in Deutschland lange Zeit verpönt war, steht heute aufgrund der Krise wieder im Vordergrund. Ich hoffe, dass Frankreich, das auf eine lange Tradition und eine bewährte Praxis der Industriepolitik zurückblickt, mit seinem Beispiel die Debatte bereichern kann.“
Elisabeth Schimek – > Schulzentrum Marienhöhe – hat uns freundlicherweise den folgenden Bericht geschickt:
Mit Unterstützung eines Schulbuchverlags (Klett-Verlag) ist es uns gelungen, eine Lesung der besonderen Art mit dem französischen Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Schriftsteller, Drehbuchautor und Forscher am CNRS (vergleichbar mit dem dt. Max-Planck-Institut), Azouz Begag, am Schulzentrum Marienhöhe zu organisieren. Er war von 2005 bis 2007 beigeordneter Minister für die Förderung der Chancengleichheit von Einwanderern unter Premierminister Dominique de Villepin. Selbst Kind algerischer Einwanderer, wuchs er in den 60er Jahren in einem Chaâba (Dorf auf algerisch), einem Vorort von Lyon auf. Seine armselige Kindheit prägte ihn. Die Verfilmung seines autobiographischen Roman „Le gone du Chaâba“ („Das Kind des Dorfes“) errang 1997 den Grand Prix du Festival de Cannes Junior.
Mit Humor und Sensibilität faszinierte er unsere Schüler mit seiner Lebensgeschichte. Durch vorgespielte Kurzszenen, beschrieb Begag die Herkunft seiner Familie, ihre ärmlichen Verhältnisse in Algerien und die Hoffnung auf ein besseres Lebens in Frankreich nach dem zweiten Weltkrieg. Sein Vater, „Analphabet, aber nicht dumm“, wie Begag zu sagen pflegt, war zwar streng, aber er verstand ihn zu motivieren, ihm den Weg der Integration zu zeigen. Er war der Ansicht, dass Bücher wie Vögel seien. Sie weisen auf Freiheit hin, Freiheit im Sinne des Wissens und der Offenheit.
Azouz Begag, Dr. Gilles Floret
Die Begeisterung von Azouz Begag, seine Neugier als Kind für das Lernen, für fremde Kulturen und andere Sprachen ist bis heute gegenwärtig. Er appellierte an unsere Schüler, offen für das Fremde, für das Neue zu sein, verbale Kommunikation zu wählen statt Gewalt anzuwenden: „Jeu de mains, jeu de vilains“.
Er verstand durch internationale Wortspiele und geschickten Einbau von themenbezogenen Liedern unsere Schüler zu fesseln. Im Rahmen dieser Lesung wurden Schülerinnen und Schüler geehrt, die in diesem Jahr auf ihrem jeweiligen Sprachniveau in der DELF-Prüfung die besten Ergebnisse in unserer Schule erzielt haben. Die Ehrung übernahm Monsieur Azouz Begag selbst.