Archiv für die Kategorie 'Literatur'

Assia Djebar est morte

Samstag, 7. Februar 2015


(c) Heiner Wittmann, 2003

Die algerische Schriftstellerin Assia Djebar ist am 7. Februar gestorben. Sie wurde als erste Persönlichkeit de Maghreb 2005 in die Académie française aufgenommen worden. Am 3.12.2003 war sie zu Gast im Stuttgarter Literaturhaus.

En savoir plus : > L’académicienne Assia Djebar est morte LE MONDE 7.2.2015.
> Assia Djebar et Leïla Sebbar : une jeune Algérienne qui rêvait en français

Michel Houellebecq, Soumission

Donnerstag, 29. Januar 2015

Mit La Soumission (Pairs: Flammarion 2015) hat Michel Houellebecq dieses Jahr einen neuen Roman vorlegt, der unter dem Titel Unterwerfung auf Deutsch (Köln: Dumont 2015) erschienen ist.

In Frankreich gewinnt nach zwei erfolglosen Wahlperioden von François Hollande Mohammed Ben Abbes die Präsidentschaftswahlen und wandelt Frankreich in einen islamischen Staat um. Schon vor seinem Wahlsieg wird die Universität in Paris geschlossen, François, der Erzähler dieser Geschichte und Huysmans-Spezialist, sieht seinen Lehrauftrag in Gefahr. Zunächst verlässt er Paris in Sorge vor einem ausbrechenden Bürgerkrieg. Seine Erlebnisse auf der kurzen Reise bis nach Rocamadour bestätigen seine Befürchtungen. Nach den Wahlen kehrt er wieder zurück und schließt sich nach einigem Zögern dem neuen Regime an.

Rezensionen schreiben sich am besten, wenn man keine andere zur Kenntnis nimmt, nur das zu rezensierende Buch liest und darüber zu schreiben beginnt. Im Fall eines Romans von Houellebecq ist das anders. Das Grundrauschen in den Medien ist schon mit dem Erscheinen des Buchs unüberhörbar. Lob und Anerkennung zum Buch schallen aus allen Kanälen, da kann auch der üblich-schüchterne Auftritt des Autors in Köln kaum etwas daran ändern. Verdient La soumission diese Vorschusslorbeeren?

Kenntnisse der Literaturwissenschaft: Der erste Teil bis S. 44 ist besonders überzeugend. Der Erzähler François (und folglich Houellebecq) beherrscht als Literaturwissenschaftler sein Metier und berichtet mit Sachverstand über seine Beschäftigung mit Huysmans (1848-1907).

Spannung: François berichtet über sein Leben und deutet an, wie die islamische Partei auftaucht und an Stärke gewinnt. Gründe für Ihren Erfolg nennt er nur sehr spärlich, mehr wird der Leser später erfahren. Richtig spannend sind die Seiten 107-164. Die Einführung ist gelungen, schleppt sich aber doch ein wenig. Spannungselemente sind, inwieweit die französische Gesellschaft islamisiert wird, ob sie sich dagegen auch nur ansatzweise wehrt, und schließlich ob der Erzähler sich treu bleibt, oder ob er der Versuchung nachgibt, das großzügige Gehalt als Lehrbeauftragter der islamischen Universität anzunehmen und mitzumachen.

Dramaturgie: Zur Dramaturgie gehört auch die Einführung der Personen, ihre Charakterisierung, und wie sie die Handlung vorantreiben. Er lässt sie zuweilen sehr aus Zufall an den passenden Stellen erscheinen: Myriams Anruf, S. 96, Alain Tanneur, der Ehemann von Marie-Françoise begegnet dem Erzähler unvermutet Martel, gerade passend, um die politischen Aussichten zu kommentieren, wenn die Islamisten die Wahl gewinnen würden. Die drohende Islamisierung der Gesellschaft wird von Tanneur beschrieben, während die Überzeugungen, die der Rektor der Universität dem Erzähler vermittelt, die Islamisierung der Republik als Fakt vermitteln. Es handelt sich dabei um mehrere Erzählblöcke, Monologe, die die Handlung und den Spannungsbogen unterbrechen.

Kenntnisse des Islam: Der Autor ist mit dem Islam gut vertraut und kann ein überzeugendes Bild vermitteln, wie der Islam die französische Republik sich unterwirft. François‘ nahezu unkritische, Art dem Rektor der Universität zu folgen verstärkt das negative Bild der Pariser Intellektuellen in diesem Roman.

Stil: Der Stil ähnelt in vieler Hinsicht seinen Vorgänger-Romanen. Wortwahl, Redewendungen, die Wiedergabe der Beobachtungen mit der Andeutung von Bewertungen vermitteln eine Präsenz, die mit dem anfangs eher gespielten Desinteresse des Autors an seiner Umgebung und der politischen Entwicklung in Kontrast steht.

Soziologische Beobachtungen: Houellebecq lässt seine Personen erzählen, äußert aber auch davon unabhängig Antipathien oder Sympathien. Der Philosoph Robert Rediger verkörpert im Roman den Präsidenten der Universität Sorbonne, der François überzeugen will, an die islamische Universität zurückzukehren. Sein Verhältnis zu Rediger ist zunächst distanziert und die Welt, die ihm der Präsident der Sorbonne skizziert, wirkt wie eine Verführung angesichts der Annehmlichkeiten (Finanzen, Wohnung, Frauen), die ihm in Aussicht gestellt wer-den.

Politikanalyse: Seine politische Analyse ist so kurzgefasst, dass sie kaum für eine Erklärung reicht, warum die Islam-Partei siegen kann: Er sei sich seit Jahren darüber über die wachsende Kluft „l’écart croissant, devenu abyssal“ (S. 116) zwischen Bevölkerung und denen, die in ihrem Namen sprächen: Journalisten und Politiker, im Klaren gewesen. Dies müsse notwendigerweise zu einer Art Chaos führen. (Vgl. S. 116). Wie funktioniert politische Verführung (S. 109)? Diese Frage beantwortet Houellebecq ziemlich knapp aber einleuchtend, in dem er die die Rückkehr religiöser Fragen und den fehlenden Widerstand der Intellektuellen in den Blick nimmt. (S. 108 f.)

Idee und Ausführung: Der Roman ist eine Anklage der heutigen Intellektuellen, die angesichts einer desolaten Situation resigniert haben. Dabei spielt die Gestalt des Autors, der das Desinteresse an allem zu verkörpern scheint und damit den Ansatz des Romans bestätigt, kaum eine Rolle. Seine Idee zu seinem Buch beruft sich auf das Unvermögen der regierenden Parteien Kontakt zu ihren Wählern zu halten, womit der qualitative Niedergang der politischen Debatte im Zentrum seiner Kritik steht. Explizit nennt er nur an wenigen Stellen Gründe für das Versagen der politischen Parteien. Schon durch sein Desinteresse, das er am Anfang schildert, gibt er eine Stimmung zu erkennen, die von wenig Lust am politischen Austausch geprägt ist. Das Einlenken der bisherigen Regierungsparteien auf die Islam-Partei gehört zur politischen Science-Fiction. Die Verführbarkeit der Massen hat der Autor, wenn auch nur in einigen Ansätzen, wirklich überzeugend anklingen lassen. Die Frage, ob die Idee zu diesem Buch eine tragfähige Grundlage dieses Romans sei, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, zu einfach ist die Geschichte gestrickt, die sich im Wesentlichen auf die Risse im politischen System beruft, die zu seinem Niedergang führen. Diese Risse sollten die Politiker heute ernst nehmen. Es gibt Gründe, wieso sich immer mehr Wähler von den etablierten Parteien abwenden und sich für die Randparteien interessieren.

Erschienen bei Klett-Cotta:
Pierre Lemaitre, Wir sehen uns dort oben

Freitag, 23. Januar 2015

Meistens schreiben wir zuerst den Lesebericht über die Bücher aus einem unserer Verlage – keine Rezension, die stehen woanders – und danach versuchen wir den Autor zu sprechen und nachzufragen. Ob der Lesebericht seine Intentionen trifft, ober wichtige Anmerkungen hinzufügen will, oder wir plaudern ganz einfach nur über sein Buch. Bei dem Buch von Pierre Lemaitre, der 2014 den Prix Goncourt für sein Buch erhielt, > Wir sehen uns dort oben war das anders. Wir haben ihn kurz vor dem Erscheinen seines Buches auf der Frankfurter Buchmesse getroffen, der guten Ordnung halber hieß der Beitrag mit dem Video unseres Gesprächs: > Vorgefragt: Pierre Lemaître, Wir sehen uns dort oben.

Jetzt ist unser Lesebericht fertig: > Lesebericht: Pierre Lemaitre, Wir sehen uns dort oben. Wie gesagt, es ist keine Rezension, aber wir möchten trotzdem erklären, wieso dieser Band so spannend ist.

Krieg, Schützengräben, Geschützdonner, Tote und Verwundete. Nichts blieb den Soldaten an der Front bis in die letzten Stunden des Krieges erspart. Ein kleiner Kommandotrupp der am Frontabschnitt 131 den Tod findet, soll gerächt werden. Die Soldaten verlassen die Schützengräben, laufen in das Feuer, das anscheinend in diesem Moment nicht immer feindlich ist. Viele fallen, einer wird lebensgefährlich verletzt , rettet mit letzter Grabe einem Verschütteten das Leben. Das sind Albert und Edouard, die die Demobilisierung zusammen erleben. Albert pflegt Édouard mit viel Morphium. Auf sehr zufällige Weise begegnen sie ihrem machthungrigen Leutnant Pradelle wieder – man begegnet sich nicht nur im Roman auch im Leben immer wein zweites Mal, der jetzt mit Umbettungen sein großes Geld verdient.


> Centenaire: 1914-1918 – Bibliographie und Sitographie


Albert und Éduard gründen ein Scheinfirma. Die Moral ist auf der Strecke geblieben, viel Moral gibt es bei ihnen nicht mehr. Auch in seinem Job nimmt er es mit der Ehrlichkeit nicht gerade so genau. Und dann gibt es noch den Beamten Merlin, der immer zurückgesetzt, jetzt seine Stunde gekommen sieht, und mit Beamtenblick die Missetaten von Pradelle aufdeckt, zu kleine Särge, die Leichen sind falschen zugeordnet, Pradelle wird in die Enge getrieben. Albert und Eduard geht es auch nicht besser. Ihr Unternehmen gerät in Gefahr.

Kaum ist man im Roman drin, packt einen die Lesespannung.

Pierre Lemaitre
> Wir sehen uns dort oben
Roman, aus dem Französischen von Antje Peter (Orig.: Au revoir là-haut)
1. Aufl. 2014, 521 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98016-5

Albert Camus – 7. November 1913 – 4. Januar 1960

Sonntag, 4. Januar 2015

"Le monde absurde ne reçoit
qu’une justification esthétique."
Albert Camus, Carnets II

Die Konzentration auf das Absurde in den Werken Albert Camus’ entzog ihnen lange Zeit die Aufmerksamkeit, die eigentlich ihrem ästhetischen Anspruch, also dem Platz, den er der Kunst in seinem Werk einräumt, zuteil werden müßte. Der Begriff des Absurden ist besonders in Schul-Interpretationen in Bezug auf sein Werk erheblich strapaziert worden. In keinem seiner Werke, auch nicht im L’étranger, ist eine unverständliche absurde Welt zu erkennen, sondern seine Werke belegen seine Einsicht, daß die absurde Welt die Aktivitäten des Menschen, der ihr gegenübertritt, geradezu herausfordert. In diesem Sinne hat Camus die Aufgaben des Schriftstellers und des Künstlers immer wieder von neuem überdacht. Das Ergebnis ist ein Verantwortungsgefühl für die Kunst, das weit über seine eigene Biographie hinausweist und gerade dadurch seinem Werk eine bestechende Aktualität sichert.

Die Werke von Albert Camus werden auch heute noch meist nur unter der Überschrift des Absurden und des Existentialismus gelesen. Eine Analyse der Bedeutung der Kunst in seinen Prosawerken und in seinen theoretischen Schriften zeigt einen ganz anderen Camus, der das Absurde lediglich als Befund versteht.

> www.romanistik.info/camus.html

Auf unserem Blog (Auswahl):

> Gelesen: Jacques Ferrandez, L’Étranger d’après l’œuvre d’Albert Camus
> Albert Camus oder der glückliche Sisyphos
> Lesebericht: Albert Camus, L’hôte
> 1952: Der Streit zwischen Sartre und Camus
> Rupert Neudeck parle de La Peste


Am 29. Januar 2010 hat Rupert Neudeck, Journalist und Gründer des Komitees Cap Anamur anläßlich eines Internationalen Koloquiums über Albert Camus, das die Universität in Bonn organisiert hat, in seinem Vortrag La Peste von Albert Camus erwähnt. Aufgenommen von Heiner Wittmann.

> Le 50e anniversaire de la mort d’Albert Camus. Der 50. Todestag von Albert Camus
> L’étranger: Lire un roman
> Albert Camus et Wikipédia

„Tourner une page, c’est déclencher un événement“: Les livres d’artiste de Michel Sicard et Mojgan Moslehi

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Voir aussi: > Deux entretiens sur l’art: Michel Sicard, Mojgan Moslehi

France-blog.info a interrogé Michel Sicard sur > Les livres d’artiste, qu’il compose ensemble avec Mojgan Moslehi.

> Michel Sicard, Mojgan Moslehi forment un couple d’artistes. Le 14 décembre 2014, ils ont reçu France-blog.info dans leur atelier dans la banlieue parisiennne

Aprés > deux entretiens sur leurs tableaux, nous avons enregistré un troisième entretien sur Les livres d’artiste:

a-l-oreee-des-tenebres-500

À l’orée des ténèbres, 2004

Dans l’entretien sur Les livres d’artiste, Michel Sicard nous explique, comment il a lié, dés le début des années 80, sa poétique à ses activité plastique. SI l’on retourne une page, on déclenche un événement. Un e-book? C’est quelque chose de plat… :

sicard-mosleh-site

www.sicard-moslehi.com/fr

Voir aussi sur notre blog:

> Nachgefragt : Michel Sicard, Professeur, artiste et écrivain

> Michel Sicard parle de Jean-Paul Sartre

> Michel Sicard, professeur et artiste

> www.ges-sartre.fr

Voir aussi: > Deux entretiens sur l’art: Michel Sicard, Mojgan Moslehi

Warten auf das Christkind:
Der Wunschzettel 2014 vom Frankreich-Blog

Donnerstag, 4. Dezember 2014

weihnachtswunschzettel-2014

Vor einigen Jahren standen wir vor der Krippe im Straßburger Münster und warteten auf das Christkind.

Jetzt ist es Zeit, sich nach Geschenken für Ihre Lieben umzusehen. Volle Läden? Und was sollte es sein? Wer freut sich über was? Wir haben hier für Sie einen Wunschzettel geschrieben, den Sie zu Hause in Ruhe am PC durchlesen können, um dann auch dem ein oder anderen Link zu folgen: > www.lektueren.com/franzoesisch hat 536 Lektüren für Französisch! Sie treffen dann auf die Leseberichte, die wir zu vielen der hier genannten Titel verfasst haben, dann wird Ihnen sicher die Auswahl leichter fallen. Auf den Verlagsseiten können Sie auch direkt bestellen. Manch eine/einer, die/der Französisch lernt, freut sich bestimmt riesig über das große PONS-Lexikon, die riesige > Studienausgabe Deutsch-Französisch/Französisch/Deutsch.

Oder Sie drucken den Weihnachts-Wunschzettel aus, zeigen ihn ihrem Buchhändler und sahen, dieser Titel und dieser Titel…

> Weihnachtswunschzettel 2014


il-etait-une-fois-noel <<< Weihnachten bei Klett Hansjörg Bär: > Il était une fois Noël…

Buch + Online-Angebot – A1-B2
978-3-12-597073-1 (3-12-597073-3)


Möchten Sie den > Wunschzettel von Klett-Cotta 2014 auch angucken?

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